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angel Offline




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25.08.2006 17:11
Natascha Antworten
Hatte der Entführer von Natascha einen Komplizen?

Wien (dpa) - Nach der Flucht der heute 18-jährigen Natascha Kampusch aus einem Verlies bei Wien rätseln die Ermittler über einen möglichen Komplizen und das Motiv des Entführers. Es werde nicht ausgeschlossen, dass es einen Mittäter oder Mitwisser geben könne, sagten die Ermittler auf einer Pressekonferenz am Freitag.
Reisepass des entführten Mädchens
Der Reisepass von Natascha wurde in dem Haus ihres Peinigers gefunden.
© dpa
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Eine Freundin des Opfers hatte nach der Entführung im März 1998 ausgesagt, Natascha sei in einen weißen Lieferwagen gezerrt worden, was sich durch die Ermittlungen bestätigt hatte. Die damalige Angabe der Zeugin, sie habe zwei Männer gesehen, führte daher nun zu den Spekulationen in den Medien über einen Komplizen oder Mitwisser.

Weiteren Fragen dazu wich die Sonderkommission aus. Dass Ermittlungspannen passiert seien, wies die österreichische Innenministerin Liese Prokop zurück. Die Eltern zeigten sich überglücklich nach der ersten Begegnung mit ihrer acht Jahre lang verschleppten Tochter.

Der Kidnapper Wolfgang Priklopil hatte das Mädchen am 2. März 1998 auf dessen Weg zur Schule in Wien-Donaustadt verschleppt und seitdem in einem knapp zwei mal drei Meter großen dunklen Verlies unter der Garage seines Hauses gefangen gehalten. Die junge Frau ist blass und verängstigt, wiegt nur 42 Kilo. "Sie ist so dünn", sagte Nataschas Mutter. Unter Tränen schilderten die Eltern das Wiedersehen mit der Tochter: "Wir sind uns in die Arme gefallen und haben beide hemmungslos geweint", sagte der Vater dem Wiener "Kurier".
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Die Ermittler kündigten an, dass Natascha bis mindestens Montag nicht mehr vernommen solle. Psychologen und Ärzte hätten geraten, dem erschöpften Mädchen eine Ruhephase zu gönnen. "Dies ist eine belastende Situation für die junge Frau", sagte die Innenministerin. Dabei gingen weder die Ministerin noch die Kriminalisten auf Fragen nach einem möglichen sexuellen Missbrauch ein. Die Polizistin, die Natascha nach ihrer Flucht zuerst betreut hatte, hatte dies bestätigt. Dem österreichischen Fernsehen sagte sie: "Aber ihr ist das nicht bewusst. Sie sagt, sie hat immer alles freiwillig gemacht."

Der österreichische Polizeipsychologe Thomas Müller schloss im österreichischen Rundfunk ORF die Möglichkeit eines Komplizen oder Mitwissers nicht aus. Müller sieht bei dem Täter eine "hochgradig sadistische Motivation", da er sein extrem junges Opfer über einen so langen Zeitraum gefangen gehalten habe.

Aus Müllers Sicht charakterisieren drei Kriterien den Täter: Er sei jemand, der in hohem Maße Macht und Kontrolle ausüben wolle. Dafür spreche, dass er die Bewegungsfreiheit seines Opfers eingeschränkt und das Mädchen in einem Bunker eingesperrt habe. Der Entführer sei zudem sehr planvoll vorgegangen und habe die Tat präzise vorbereitet. Als drittes Merkmal nannte Müller im ORF die extreme Introvertiertheit, gepaart mit Gefühllosigkeit: Der Entführer habe Natascha zu einem Objekt degradiert.
Geheimversteck Natascha
Der Eingang zum geheimen Kellerversteck unterhalb der Garage, in dem Natascha von ihrem Entführer jahrelang gefangen gehalten wurde.
© dpa
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Die Spurensuche am Tatort geht nach Angaben der Kriminalisten unvermindert weiter. In dem Verlies wurde eine Fülle an Material sicher gestellt, darunter Bücher, Aufzeichnungen und Videokassetten, die der Täter seiner Gefangenen überlassen hatte. Diese Dokumente würden nun untersucht und ausgewertet, hieß es. Auch ein Computer, der im Haus gefunden wurde, sei beschlagnahmt worden. Die Spurensuche werde noch Tage dauern. Es soll auch untersucht werden, ob noch weitere Menschen Zugang zu dem Versteck hatten.

Die Gelegenheit zur Flucht ergriff Natascha den Angaben der Polizei zufolge, als sie das Auto des Täters im Garten mit dem Staubsauger reinigen sollte. Ihr Peiniger telefonierte und ging mehrere Meter zur Seite, um besser hören zu können. Natascha habe die Situation erkannt und sei durch die unverschlossene Tür weggelaufen. Sie gelangte in einen Garten in der Nachbarschaft und machte die Hausbesitzerin auf sich aufmerksam. Die Frau rief die Polizei. Der 44-jährige Nachrichtentechniker setzte sich darauf hin in sein Auto und fuhr in Richtung Wien davon. Dort warf er sich vor einen Zug.

Der Mann wird von Nachbarn und wenigen Bekannten als Einzelgänger beschrieben. Er war bereits wenige Wochen nach der Entführung als Besitzer eines weißen Lieferwagens verhört worden, der als Tatfahrzeug gesehen worden war. Priklopil, der ein Alibi vorweisen konnte, machte damals damals gegenüber den Ermittlern glaubhaft, er benötige das Fahrzeug während eines Umbaus. Da keine weiteren Verdachtsmomente vorgelegen hätten, sei auch keine Hausdurchsuchung veranlasst worden, hieß es am Freitag. Es sei "zu jeder Zeit nach bestem Wissen und Gewissen" in Zusammenarbeit mit der Justiz ermittelt worden, sagte die Innenministerin.

Natascha wird vorerst von der Umwelt abgeschirmt und rund um die Uhr von einer Polizistin und einer Psychologin betreut, zu der sie Vertrauen gefasst hat. In den ersten Jahren habe sie ihren Entführer mit "Gebieter" ansprechen müssen, sagte die junge Frau. Sie habe Jahre lang das fensterlose Verlies nicht verlassen dürfen. Erst in diesem Frühjahr war Priklopil, der zuletzt keiner geregelten Arbeit nachgegangen sei, offenbar nachlässig geworden - oder auch "frecher", wie ein Kriminalist sagte. Nach eigenen Angaben hat Natascha im Haushalt geholfen und musste Gartenarbeit verrichten.

Den Ermittlungen zufolge hat der Kidnapper die Tat von langer Hand geplant. Unter seiner Garage richtete er das Verlies ein, das mit Toilette, Waschtisch und einer Lüftung ausgestattet war. Der winzige Raum ist nur durch einen etwa 50 mal 50 Zentimeter großen Durchschlupf zu erreichen. Dahinter liegt eine schwere Tür aus Stahlbeton, die nur von außen verriegelt oder geöffnet werden kann. Am Abstieg von der Garage aus versperrt ein niedriger Wandschrank den Zugang zu dem Durchschlupf.
http://mareike.digikind.de

von gmx.de

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