Eine Trennung auf Zeit
Es war ein wunderschoener Herbsttag in St.Johann, die Sonne schien und der Wind spielte in den Baeumen. Bei so einem Tag machte selbst das Arbeiten spass, na ja eigentlich machte es Biggi immer spass aber es war schon was schoenes bei so einem Wetter zu fliegen. Sie schlenderte an der Salzach entlang und genoss die Ruhe. Gonzo tollte auf der Wiese mit Max herum. Es war einfach ein wunderschoener, harmonischer Tag. Biggi atmete tief ein, da sah sie ploetzlich einen rotten Overall durch die hohen Graesser hervorstechen, ueberrascht ging sie naeher. Noch vor ein paar Wochen waere sie grinsend weiter gegangen, weil es leicht haette sein koennen das sie auf ein Liebespaar gestossen war, doch diese Gefahr war gebannt. Langsam ging sie durch das hohe Grass, sie erkannte Ralf dort an der Salzach sitzen. Nach kurzem zoegern setzte er sich neben ihn. Ralf hatte ein Foto von ihm und Gabriele in der Hand, Gabriele war im Vordergrund und strahlte, Ralf hatte sie um den hals von hinten umarmt und lachte auch, es war klar das die beiden ein glueckliches Paearchen waren. Biggi schaute hoch zu Ralf, ihm liefen Traennen ueber die Wangen, sie legte ihm einen Arm um die Schultern. Ralf sagte noch immer nichts, sondern strich der Gabriele auf dem Foto liebevoll uebers Gesicht. Biggi seufzte und schaute auch genauer auf das Bild, sie sahen beide so gluecklich aus darauf. Gabriele und Ralf hatten sich ueber ihren Job kennen und lieben gelernt, fast ein halbes Jahr waren sie ein heimliches Paar gewesen bis sie ihre Liebe auch oeffentlich zugaben. Ralf hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, Gabriele hatte sich nicht so sehr mit der Hochzeit anfreunden koennen, doch Biggi war sich sicher das Gabrieles Grund Ralf noch nicht zu heiraten nichts damit zu tun hatte das sie ihn nicht genuegend liebte. Die beiden waren ein Traumpaar, doch es war immer oefters zum Streit gekommen und schliesslich war die Trennung die Folge gewesen. Beide hatten etwas unter der Trennung gelitten und sie hatten viel herumgeflirtet, waehrend der Schicht und wie Biggi sich denken konnte, noch viel mehr wenn sie Privat unterwegs waren. Jetzt war Gabriele Tod, sie war vor sechs Wochen bei einem Einsatz schwer verletzt worden und nur wenige Stunden spaeter gestorben. Biggi biss sich auf die Lippe und zwang sich von Gabrieles lachendem Gesicht wegzuschauen. Sie war auch ihre beste Freundin gewesen, sie hatte immer mit Gabriele reden koennen. Sie war einfach ein besonderer Mensch gewesen und hatte mit ihrem Frohmut alle um sie herum angesteckt. Biggi selber konnte einfach nicht glauben das sie tod war.
“Ralf ich vermisse Gabriele auch, aber das Leben muss weitergehen, du must versuchen sie loszulassen.” Versuchte es Biggi einfuehlsam, Ralf schaute jetzt auf, er wendete seinen kopf und blickte ihr genau in die Augen, “ich kann einfach nicht so tun als wenn nichts waere, ich kann einfach nicht hier lachen und meinen Spass haben wo Gabriele wegen unserem verdammten Job gestorben ist.” “Ralf niemand verlangt von dir Gabriele zu vergessen, du musst nur wieder anfangen ein normales Leben zu fuehren.” Ralf schuettelte mit dem Kopf, “ich kann das nicht, alles erinnert mich an sie. Wenn ich in die Basis komme sehe ich sie im Aufenthaltsraum sitzen, ich sehe sie mit Gonzo spielen oder lachen, ich sehe sie einfach ueberall weil sie immer da war.” Biggi nickte, “vielleicht solltest du dir ein paar Wochen Urlaub nehmen, das tut dir vielleicht ganz gut, du koenntest wegfahren und die Basis einfach hinter dir lassen.” Ralf schuettelte mit dem Kopf, “ich kann das einfach nicht.” “RETTUNGSLEITSTELLE FUER MEDICOPTER! BITTE KOMMEN!” Biggi schaute noch einmal zu Ralf uns sprang dann auf, Ralf steckte das Foto in seine Tasche und folgte Biggi dann zum Helikopter.
“Ist Ralf sich noch umziehen?” fragte Peter, “was machst du denn hier, du hast doch heute gar keine Schicht.” Wunderte sich Biggi ueber das Erscheinen von ihrem zweiten Sanitaeter, “ich weiss, ich wollte Ralf etwas auf andere Gedanken bringen, ich dachte ein Tanzclub waere vielleicht eine gute Idee.” Biggi nickte, “ich glaube zwar nicht das er mit kommen wuerde, da er sich weigert auf jegliche Weise spass zu haben aber ein Versuch ist es Wert.” Peter nickte, “ist er in der Umkleide?” “Nein, er sitzt im Hangar, mit einem Bild von Gabriele in der Hand, du kennst es ja.” Peter nickte und ging in den Hangar. Ralf sass auf der fahrbaren Plattform und starrte, wie Biggi schon vermutet hatte auf ein Bild von Gabriele. “Hey Ralf.” Sagte Peter, er wusste das wenn er jetzt mit seiner Idee kaeme das er mit ihm tanzen gehen wollte, hatte er keine Chance auf eine positive Antwort. “Hey, weisst du schon das Thomas mal wieder einen neuen Rekord beim Flipper aufgestellt hat? Komm lass uns spielen, vielleicht koennen wir ihn ja von seinem Thron holen!” Ralf schuettelte nur mit dem Kopf. Peter seuzte und hockte sich vor ihn, “was ist den gegen das Flipperspielen einzuwenden, hmm? Gabriele mochte das doch auch gerne.” Ralf schuettelte nur mit dem Kopf und schaute dann zu dem Flipper, Gabriele und er hatten darauf einmal Sex gehabt. Ihm kamen wieder Traenen und er schaute erneut auf das Bild. Peter seufzte, “moechtest du vielleicht eine Runde Tischfussball spielen?” Ralf stand ploetzlich auf, “nein, ich will das ihr mich in Ruhe lasst!” Peter schaute Ralf, der mittlerweile durch das geoeffnete Tor verschwunden war, nach. Er seufzte und ging dann auch zu seinem Wagen um Ralf hinterher zu fahren. Er wollte nicht so schnell aufgeben.
Ralf oeffnete ihm erst nachdem er fast eien Minute lang sturmgeklingelt hatte. Er oeffnete einfach nur die Tuer und lies ihn herein. Peter schloss die Tuer hinter sich und zog sich seine Jacke aus, er haengte sie an einen der Hacken, da fiel ihm auf das mindestens die Haelfte der Jacken an dem Halter Gabriele gehoerten. Er seufzte, wenn Ralf nicht anfing ihre Sachen wegzuraeumen konnte das ja auch nicht gut gehen. Peter ging weiter, im Flur war beinahe die ganze Wand voller Bilder und Nachrichten von Gabriele. “Ralf du musst das ganze Zeug los werden.” Sagte er, Ralf kam zu ihm, “bist du hergekommen um mir das zu sagen? Dann war dein Besuch leider um sonst!” Peter seufzte, “glaubst du Gabriele wuerde wollen das du dich so in der Vergangenheit vergraebst?” “Du hast sie doch gar nicht gekannt, was weisst du schon?!” “Sie war auch meine Kollegin und ich weiss das es nicht leicht fuer dich ist, aber du musst endlich anfangen diese Trauerphase zu ueberwinden.” “Verpiss dich!” sagte Ralf nur in einem scharfen Ton, Peter schaute ihm noch kurz in die Augen und drehte sich dann um, es hatte scheinbar wirklich keinen Sinn weiter mit Ralf zu diskutieren.
Als er im Auto sass beschloss er Biggi anzurufen, die sich auch sofort meldete. “Hi, ich bins, der Versuch Ralf aus seinem Loch zu holen ist klaeglich gescheitert.” Biggi seufzte und Peter fuhr fort, “wenn er nicht endlich anfaengt sich selber hochzuziehen wird das nie etwas, seine ganze Wohnung ist voll von Gabrieles Sachen und sie ist jetzt schon sechs Wochen tod!” “Ich weiss, hast du mal einen Spinnt gesehen? Er ist voller Bilder von Gabriele, jedes mal wenn ich es sehe zieht es mich runter, dabei denke ich auch so schon die ganze Zeit an sie, das kannst du mir glauben aber diese ganzen Bilder machen dich einfach fertig.” Peter wusste was sie meinte, “hast du eine Idee was wir noch machen koennen?” “Ich habe mit Thomas gesprochen und er meinte er wuerde mit Ralf reden, schliesslich hat er ja auch Vera verloren und kann Ralf wahrscheinlich am besten verstehen, vielleicht bringt das ja etwas.” “Das ist eine gute Idee, hoffen wir das sie aufgeht.” Sagte nun auch Peter.
“Komm Gonzo, “ rief Ralf seinen Hund, dieser wartete bereits sehnsuechtig auf ihren taeglichen Spaziergang.Ralf nahm ihn an die Leine und ging mit ihm durch den Tag, doch wie so oft in letzter Zeit war es kein gemuetliches bummeln wie frueher mit Gabriele, er hatte ein Ziel und wollte dort so schnell wie moeglich ankommen.
Nur wenig spaeter stand er vor Gabrieles Grab. Er hatte am Kiosk weisse Rosen gekauft, Gabrieles Lieblingsblumen. Er brachte immer welche mit, dadurch war das Grab schon ueberladen, er beugte sich herunter und ordnete sie etwas neu. Waehrend er das tat sprach er leise mit ihr, das tat er immer wenn er hier war. Biggi war einmal gekommen und hatte ihn fuer verrueckt gehalten, sie hatte nichts gesagt doch es war offensichtlich das sie es nicht okay fand. Wenn es nach Biggi und den anderen gegangen waere wuerden sie ihm wahrscheinlich Friedhofsverbot erteilen. Ralf seufzte und schaute auf das Bild von Gabriele.
An diesem Abend gab es in St. Johann ein starkes Gewitter, Ralf lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Die Blitze erhellten immer wieder das Zimmer und zeigten seine Traenen die ihm ueber die Wangen liefen. Er schlief wie jede Nacht erst spaet ein und traeumte erneut von dem verherenden Unfall vor ein paar Wochen.
Am naechsten Tag war Ralfs freier Tag, dennoch ueberraschte es ihn nicht als ihn jemand um halb neun Uhr morgens aus dem Bett klingelte. Nur wieder einer der Kollegen der ihm helfen wollte, dabei war ihm nicht zu helfen. Da das klingeln nicht aufhoerte gab Ralf nach und stand auf. Er ging zur Tuer und drueckte sie auf, nur wenig spaeter erschien Thomas im Treppenhaus. “Lust auf frische Broetchen?” fragte er und hielt eine Tuete vom Baecker hoch, Ralf zuckte mit den Schultern und ging zurueck in seine Wohnung. Thomas machte nicht den gleichen Fehler wie gestern Peter und versuchte ihn ueber die Fotos und Gabrieles Sachen zu belehren. Er ging schnurstracks in die Kueche um das Fruehstueck vorzubereiten, “zieh dich schon mal an, ich schaffe das hier auch alleine.” Ralf zoegerte einen Moment ging dann jedoch ins Bad.
Als er wieder herauskam war alles schon fertig gedeckt und der Kaffee life durch die Maschiene. “Ist das eure neuste Strategie?” fragte Ralf tonlos. “Eigentlich hatte ich nur Hunger.” Sagte Thomas und setzte sich, “und da kommst du ausgerechnet zu mir?” fragte Ralf, “na ja, ich wollte schon auch mit dir reden.” “Ich will aber mit keinem von euch reden, kommt das nicht langsam mal in euren Dickschaedeln an?” fragte Ralf, Thomas zuckte mit den Schultern, “ich glaube es ist soeben angekommen, trotzdem Ralf, ich weiss wie du dich fuehlst, als Vera damals gestorben ist ging es mir genauso. Alles erscheint aussichtslos, weil man die Frau die man so sehr liebt, mit der man so viele schoene Stunden verbracht hat einfach nicht zurueckholen kann, egal wie man sich anstrengt.” Ralf nickte und schaute auf seinen Toast. “Ralf der Schmerz wird immer da sein, ich denke auch noch immer taeglich an Vera, vermisse sie oder rede in Gedanken mit ihr, aber weisst du was mir hilft, diese Trennung ist nur eine Trennung auf Zeit und irgendwann wirst du sie wieder sehen.” Ralf lief mittlerweile eine Traene ueber die Wange, er schaute Thomas in die Augen, es war das erste mal seit Gabrieles Tod das ihn jemand verstand und ihn nicht nur belehren oder ablenken wollte. “Ich habe alles falsch gemacht.” Sagte Ralf leise, Thomas schaute ihn fragend an, “es war ein Unfall, ich habe mir bei Vera auch vorwuerfe gemacht, aber letztendlich kann man nichts am Schicksal veraendern.” Ralf nickte, “aber ich haette sie nicht einfach abhauen lassen sollen, ich haette sie zum kaempfen ueberreden muessen.” “Ralf, selbst wenn sie ueberlebt haette, es ware nichts mehr wie frueher gewesen, Gabriele haette Jahre im Krankenhaus verbringen muessen und dann noch in eine Rehaklinik gemusst und haette wahrscheinlich nie wieder ein normales Leben fuehren koennen. Sie waere nie wieder die alte Gabi geworden in die du dich verliebt hast.” Ralf schuettelte mit dem kopf, er wollte das einfach nicht glauben. “Ich bereue das Biggi mich davon abgebracht hat mich umzubringen an dem Tag im Krankenhaus.” Thomas schuettelte mit dem Kopf, “glaubst du Gabriele haette das gewollt?” “Sie hat es doch selber getan!” schrie Ralf ihn ploetzlich an, ihm liefen Traennen ueber die Wangen, Thomas ging um den Tisch herum und nahm ihn in den Arm. “Aber sie wollte das du wieder gluecklich wirst, deswegen hat sie es getan, sie wusste dass wenn sie kaempfen wuerde, sie euer beider leben hinunter reissen wuerde. Sie wollte das du lebst, das du irgendwann eine anderen Frau kennenlernst und vielleicht Kinder hast, verstehst du das?” Ralf schuettelte mit dem Kopf, “nein, haette sie mich gluecklich machen wollen dann wuerde ich jetzt bei ihr im Krankenhaus sitzen.” “Wuerdest du? Ihr zuschauen wie sie leidet, wie ihre wunden jeden Tag gesauebert werden und sie dabei vor schmerzen fast zugrunde geht? Wuerdest du das wirklich fuer sie wollen? Du weisst genau wie es auf den stationen fuer Brandopfer zugeht, Ralf und Gabriele hat es auch gewusst.” Ralf weinte jetzt richtig, “wuerdest du ihr das wirklich wuenschen Ralf?” Ralf schuettelte mit dem Kopf, “aber ich vermisse sie so sehr.” Fluesterte er. Thomas nickte, “ich weiss, Ralf, ich weiss.”
Ralf rappelte sich tatsaechlich ein wenig auf, er versuchte so normal wie moeglich zu leben, besuchte Gabriele aber dennoch fast taeglich auf dem Friedhof und drehte auch interessierten Frauen den Ruecken zu. Fuer ihn gab es nur Gabriele und selbst wenn sie sich gewuenscht hatte das er eine neue Frau kennenlernt, diesen Wunsch konnte er ihr nicht erfuehllen, konnte ihn einfach nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.
Zwei Jahre spaeter kam es auf der Basis zu einem entsetzlichen Zwischenfall, ein Kidnapper hatte die Crew zur Geisel genommen und sich mit ihr im inneren der Basis verschanzt, draussen hatte sich die Polizei bereits postiert was den kidnapper nur noch nervoeser machte. Als die Polizei schliesslich stuermte wollte er auf Biggi, die neben Ralf sass, schiessen, Ralf warf sich dazwischen und bekam die ganze Ladung schrott ab. Die Polizei ueberrumpelte den kidnapper beinahe im selben Moment. “Ralf!” schrie Thomas, der auf der anderen Seite von Biggi sass, verzweifelt auf. Biggi starrte auf das Blut an ihrem Anzug, an ihren Haenden und war zu geschockt um zu reagieren. Thomas beugte sich ueber Ralf, “bleib wach, hoerst du? Michael holt schon seine Ausruestung, in ein paar Minuten sind wir in der Luft, ich verspreche es dir, bleib wach, Ralf!” Ralf schien auch auf ihn zu hoeren, er versuchte etwas zu sagen und Thomas beugte sich runter zu ihm, “jetzt hat das warten fuer mich endlich ein Ende.” Stammelte Ralf kraftlos, er grinste Thomas an, dieser schuettelte mit dem Kopf doch Ralf schloss die Augen. Michael und Karin leisteten sofort erste Hilfe, dennoch verstarb Ralf auf dem Flug ins Krankenhaus.
Nur wenige Tage spaeter fand die Beerdigung statt, dem Team war es gelungen das Grab neben Gabrieles zu kaufen, wo Ralf nun beerdigt werden sollte. Auf den Gesichtern der Crew spiegelte sich trauer, vorallem Biggi kam aus dem schlurzen nicht mehr heraus. Warum hatte Ralf das nur getan, sie starrte von seinem Sarg zu Gabrieles Grab und konnte einfach nicht glauben das sie ihre beiden Kollegen verloren hatte.
Biggi war die letzte auf dem Friedhof, alle anderen hatten ich schon zurueckgezogen. Thomas war aufgefallen das Biggi fehlte und ging zurueck, sie stand noch immer vor den Graeben ihrer Freunde. Vorsichtig legte er ihr seine Haende auf die Schultern, “warum?” fragte Biggi schlurzend, “wieso hat er sich vor mich geworfen?” Thomas drueckte sie an sich, “weisst du was ich glaube? Er hat die ganze Zeit nur auf eine solche Gelegenheit gewartet, auch wenn er es sich kaum mehr anmerken lies in den letzten Monaten, sein groesster Wunsch war es bei Gabriele zu sein und jetzt sind die beiden endlich wieder vereint.”
ENDE