Visitor from the Past, Part II
“Entschuldigt ihr mich kurz.” Sagte Gabriele und stand vom Tisch auf um an die Tuer zu gehen, sie schaute zur Uhr, es war halb zwoelf und sie konnte sich niemanden vorstellen der so spaet noch etwas von ihr oder Lais wollen koennte. Im Flur hoerte sie gelaechter aus dem Wohnzimmer, Lais Schwester war mit ihrem Mann zu besuch und wie immer an solchen Abenden hatten sie eine Menge Spass. Sie erreichte die Tuer und oeffnete, ueberrascht wen sie vor sich hatte. “Ralf, was machst du denn hier?” fragte sie, “ich muss mit dir reden.” Lallte er, es bedarf keinen Doktor um zu merken wie betrunken er war. “Das geht jetzt nicht, wir haben besuch.” Sagte Gabriele und wollte zurueck ins Haus doch Ralf hielt sie fest, “komm mit.” Sagte er und es hoerte sich mehr an wie ein Befehl als eine Bitte. “Was in teufels Namen hast du getrunken? Du solltest nach Hause gehen und deinen Rausch ausschlafen, ich kann dir eine taxe rufen.” Sagte Gabriele ohne auf seine vorigen Worte einzugehen. “Komm schon.” Wiederholte er und verstaerkten seinen Griff, Gabriele wand sich aus eben diesem und ging ein paar Szenarien durch wieso er sie brauchen koennte, vielleicht hatte er jemanden in seinem Rausch verletzt? Sie hoerte wieder gelaechter von drinnen und sagte, “hoer zu, ich muss rein, du solltest nach Hause gehen.” Ralf schuettelte unglaeubig mit dem Kopf, “du bist so arrogant und kalt Herzig.” Gabriele lief es bei seinen Worten kalt den Ruecken runter, in seinem Blick und in seinen Worten war purer Hass. Er drehte sich um und ging die Auffahrt runter, Gabriele zoegerte einen Moment und rannte ihm schliesslich hinterher, am Buergersteig vor ihrem Haus hatte sie ihn eingeholt, “Ralf, was willst du von mir?” fragte sie, er drehte sich mit einem Ruck zu ihr um, “dass du mitkommst.” Wiederholte er, “wohin? Ich habe Gaeste die drinnen auf mich warten und es ist mitten in der Nacht.” “Weisst du auch welche Nacht oder hast du das auch verdraengt?” Gabrieles Gedanken ueberschlugen sich, Leonie, es musste etwas mit ihr zu tun haben. Heute war der 13.12. in einer halben Stunde waere der 14.12, ihr Todestag. “Zehn Jahre.” Sagte Ralf der scheinbar ihre Gedanken erraten hatte, “zehn verfluchte Jahre in denen du sechs nicht mal am Friedhof warst und jetzt kannst du nicht mal mitkommen wenn ich dich darum bitte?” Gabriele starrte ihn an, “Ralf ich trauer genauso wie du aber…” “Nein tust du nicht, du hast laengst alles verdraengt.” Sagte er und schuettelte unglaeubig mit dem Kopf, “du weisst nicht mal was trauern bedeutet.” Gabrieles Magen drehte sich um und sie rang nach Worten. “Komm mit.” Wiederholte Ralf und griff erneut nach ihrem Handgelenk, “Ralf du tust mir weh.” Sagte sie und versuchte sich erneut zu befreuen, “alles okay?” kam es auf einmal von der Tuer und Gabriele wirbelte herum, Lais stand dort und sie fragte sich wie viel er von ihrem gespraech mitbekommen hatte. “Ja.” Sagte sie und gab auf sich aus Ralfs Griff winden zu wollen. Ralf starrte sie noch immer auffordern an. “Lais ich komme gleich wieder.” Rief sie ihrem Mann zu, sie sah wie Lais zoegerte und sich nicht ganz sicher war was er von dem ganzen halten sollte. “Entschuldigst du mich?” Er nickte und Ralf zog sie weg. “Du solltest besser einen guten Grund hierfuer haben.” Sagte sie und befreite sich entgueltig aus seinem Griff. “Unsere Tochter.” Erwiederte Ralf ohne sie anzuschauen.
Sie haette es sich denken sollen dennoch war Gabriele ueberrascht als sie den Friedhof erreichten. “Ralf was sollen wir hier?” fragte sie und betete dafuer dass die Tore abgeschlossen waren, “Leonie besuchen, was sonst?” fragte Ralf und blieb stehen, “gehst du zuerst?” er deutete auf den halb hohen Zaun, “du spinnst.” Sagte sie und verschraenkte ihre Arme, “es ist schon schlimm genug das ich ueberhaupt mit dir gegangen bin und jetzt verlangst du von mir das ich ueber nen Zaun auf den Friedhof klettere?” “Tu es einfach.” Sagte Ralf und bugsierte sie an ihrem Oberarm zum Zaun. Gabriele konnte die Schatten von einigen Grabsteinen sehen da es hier noch strassenlaternen gab doch der eigentliche Friedhof war stockdunkel und es lief ihr kalt den Ruecken runter. “Nein Ralf, das ist abartig und gruselig.” Sagte sie und wollte gehen. “Leo ist hier auch jede Nacht alleine aber das scheint dich ja nicht zu kuemmern.” Gabriele drehte sich zu ihm um, “sie ist tod Ralf, du musst endlich loslassen.” Erwiederte diese genauso aufgebracht, “es ist ihr Geburtstag, koenntest du vielleicht einmal ueber deinen Schatten springen und etwas menschliches tun?” Gabriele schuettelte unglaeubig mit dem Kopf, sie haette sich eine Jacke mitnehmen sollen denn so war sie dabei zu erfrieren. “Wenn du es nicht ihretwegen tun willst dann tu es fuer dich selber, irgendwann musst du dich dem ganzen stellen.” “Das habe ich schon vor langer Zeit.” Erwiederte Gabriele, Ralf lachte nur kuenstlich. “Indem du dir die Pulzadern aufgeschnitten hast?” Gabriele starrte zum Friedhof, konnte nicht glauben dass sie dieses Gespraech mit Ralf hier und jetzt fuehrte. “Bitte komm mit.” Wiederholte Ralf doch diesmal klang es viel sanfter und verletzlicher. Sie konnte nicht glauben was sie tat doch sie ging zurueck zu ihm und kletterte mit seiner HIlfe ueber den Zaun, in ihren Gedanken rechtfertigte sie diese bloede Aktion damit dass sie es Ralf schuldig war. Ralf war schnell ueber den Zaun und Gabriele fragte sich ob er dies schon oefters getan hatte. Ralf nahm ihre Hand und ging los, Gabriele konnte kaum etwas erkennen und fragte sich wie Ralf ueberhaupt das Grab finden wollte wo es so dunkel war. Desto weiter sie gingen desto dunkler wurde es und Gabriele zwang sich dazu nach unten zu schauen, sie mochte keine friedhoefe, nicht am Tage und ganz sicher nicht mitten in der Nacht. Sie versuchte sich damit abzulenken ihre Schritte zu zaehlen, als sie bei 12 angekommen war bemerkte sie dass sie gar keine Angst hatte ueber einen Grabstein zu fallen und Ralf vollkommen vertraute was das anging. Sie zaehlte weiter, an manchen Graebern an denen sie vorbeikamen waren die Kerzen angeblieben und sie konnte ihre Schuhe sehen. Als sie bei 49 angekommen war stoppte Ralf. “Hey Leo.” Sagte er und lies ihre Hand los, Gabriele starrte ins dunkle und wuenschte sich dass es nicht so bewoelkt waere damit sie wenigstens etwas sehen konnte. Sie hoerte etwas rascheln und hoffte instaendig dass es Ralf war, dann ein paar Sekunden spaeter hatte Ralf die Kerze die auf ihrem Grab stand angezuendet. Ralf hockte vor dem Grab, “ganz schoen dunkel heute Nacht.” Sagte er und Gabriele glaubte dass er mehr mit Leonie sprach als mit ihr. Sie rieb sich ihre Oberarme weil ihr kalt war und schaute weiter runter. “Willst du nicht auch etwas sagen?” fragte Ralf und schaute vorwufsvoll hoch. Gabriele wiederstand der versuchung die Augen zu verdrehen, sie war Aerztin, der Gedanke mit Toten zu sprechen erschien ihr Sinnlos vor allem da Leonie noch nicht einmal geboren war als sie starb. Dennoch hockte sie sich ebenfalls hin und sagte, “hey.” Ralf hatte eine weitere Kerze aus seiner Jacke geholt, zuendete sie an und reichte sie ihr. Er hatte sich richtig hingesetzt und Gabriele hoffte das er nicht vorhatte allzu lange hier zu bleiben, ihr war jetzt schon eiskalt und bald wuerden ihre Beine vom hocken wehtun. “Zehn Jahre.” Fluesterte Ralf, Gabriele nickte nur, auf der einen Seite war es kaum zu glauben wie viel Zeit vergangen war auf der anderen war so viel passiert dass es ihr wie eine Ewigkeit vorkam. “Setzt dich doch richtig hin.” Sagte er und deutete auf den Schnee neben sich, “meine Hose…” begann Gabriele, lies den Gedanken fallen und setzte sich neben ihn. “Das ist ihr erster Geburtstag an dem wir beide da sind.” Sagte Ralf und zog sich seine Jacke aus, Gabriele wollte ihm sagen dass ihr Geburtstag im Maerz gewesen waere aber sie lies es. Ralf legte ihr seine Jacke um und Gabriele konnte den Alkohol in seinem Atem riechen als er so nah war. Die beiden starrten jeder fuer sich ein paar Minuten auf das Grab und hingen ihren eigenen Gedanken nach, dann auf einmal durchbrach Ralf die stille, “sie hatte deine Nase.” Fluesterte er, Gabriele starrte weiter auf das Kreuz, ihr Verstand brauchte ein paar Sekunden um zu bemerkten was an seiner Aussage so falsch klang. “Das kannst du doch gar nicht wissen.” Sagte sie und schaute zu ihm, sie sah das er weinte und schaute zurueck aufs Grab. “Doch.” Fluesterte er, Gabriele versuchte zu verstehen was er ihr zu sagen versuchte, er hatte vorhin doch erwaehnt dass er mit ihr reden musste. “Wie Ralf?” fragte sie und hatte mehr Angst vor seiner Antwort als vor allem anderen in dieser Nacht. “Ich hab sie gesehen.” Sagte er und schlurzte, Gabriele hatte den Atem angehalten und atmete jetzt hoerbar aus, sie wusste nicht was sie sagen sollte und Ralf fuhr fort. “Im Leichenkeller des Krankenhauses, der Arzt hat es mir angeboten….” Der rest seines Satztes erstickte in Schlurzern. “Das hast du mir nie erzaehlt.” Sagte Gabriele und rank nach Fassung, sie spuerte wie all das Verdraengte dabei war aus ihrem Unterbewusstsein aufzutauchen. “Ich hab es nie jemandem erzaehlt.” Sagte er, “du warst ja weg und mit wem sonst haette ich darueber reden sollen?” Gabriele hoerte den Vorwurf in seiner Stimme. Zum ersten Mal fragte sie sich wie Ralf damals mit allem klar gekommen war nachdem sie gegangen war, vielleicht waren seine Wunden viel tiefer als ihre aufgeschnittene Pulsadern. “Ich wollte nicht gehen.” Fluesterte sie, Ralf nickte und sie schwiegen wieder. Gabriele starrte weiter auf das Grab, wie oft hatte sie sich damals gefragt wie Leonie ausgesehen haette und jetzt konnte sie es erfahren doch auf der anderen Seite wusste sie dass sie nicht so einfach zurueck in ihr normales Leben konnte wenn sie ihn danach fragen wuerde. “Wie war es?” fragte sie schliesslich mit zittriger Stimme, Ralf wischte sich eine Traene weg, “sie war so klein und hilflos.” Sagte er, Gabriele spuerte wie ihr ebenfalls Traenen ueber die Wangen liefen. “Sie sah aus als wenn sie schlafen wuerde, sie sah gut aus…gesund.” Setzte er hinzu, Gabriele schloss die Augen, also hatte sie keine auesseren Verletzungen von dem Unfall davongetragen. “Sie hatte ihre Mini Haende zu Fauesten…” er brach ab und ballte seine eigenen Haende zu Faeusten. “Als wenn sie kaempfen wuerde.” Fluesterte er. Gabriele rannen noch immer Traenen ueber die Wange. “Sie sah dir sehr aehnlich…mir wahrscheinlich auch aber ich konnte nur die Aehnlichkeit zu dir erkennen.” Ralf schaute zu ihr, “jedes Mal wenn ich dich ansehe, sehe ich sie.” Fluesterte er, Gabriele weinte mittlerweile hemmungslos. “Ich hab sie zugedeckt und dabei gedacht dass ich sie so gerne jeden Abend ins Bett gebracht haette.” Er zoegerte und fluesterte dann, “haettest du sie gesehen…du wuerdest mich verstehen.” Er deutete auf das Grab aber Gabriele wusste was er meinte, naemlich diese Aktion heute Nacht und die unzaehligen Besuche an Leonies Grab, seine Wut ihr gegenueber und wahrscheinlich auch seine Liebe ihr gegenueber. Sie wusste nicht was sie sagen sollte und war auch gar nicht richtig in der Lage irgendetwas zu sagen. Die beiden sassen bestimmt zehn Minuten so nebeneinander und weinten jeder fuer sich um ihre Tochter bevor Ralf seine Fassung wiedererlangt hatte. “Ich haette ihr zum zehnten Geburtstag einen Computer geschenkt.” Gabriele musste bei dem Gedanken schmunzeln, “super Geschenk fuer ein zehnjaehriges Maedchen.” Sagte sie waehrend ihr noch immer Traenen ueber die Wangen rollten. Ralf zuckte mit den Schultern, “sonst haette sie schon alles, letztes Jahr haette ich ihr ein Pony geschenkt.” Gabriele musste lachen und schaute zu ihm, “und wenn sie Angst vor Pferden gehabt haette?” Ralf zuckte mit den Schultern, “einen Hund?” Gabriele wischte sich lachend die Traenen aus den Augen. “Was hast du dir denn zu deinem zehnten Geburtstag gewuenscht?” fragte Ralf, Gabriele antwortete aus dem Bauch heraus, “dass meine Eltern fuer immer zusammen bleiben und wir eine gluecklich Familie.” Die Stille zwischen ihnen war auf einmal eine andere und Gabriele wuenschte sich sie haette etwas anderes gesagt, irgendetwas erfunden. Dann durchbrach Ralf lachend diese unangenehme Stille, “wenn du ihr den Wuensch erfuellen moechtest haette ich nichts dagegen.” Gabriele musste ebenfalls lachen. “Wir sollten langsam los, sonst holen wir uns noch den Tod.” Sagte Ralf und stand auf, er reichte ihr seine Hand und zog sie hoch. Die beiden schauten sich einen Moment in die Augen bevor Ralf sich umdrehte und sein Feuerzeug aufhob. Sie ging dicht hinter Ralf als sie zurueck gingen, sie glaubte nicht dass sie sich jemals in ihrem Leben so leer gefuehlt hatte. Ralf half ihr zurueck ueber den Zaun und ging dann in die Richtung aus der sie gekommen waren, “ich bring dich noch schnell Nachhause.” Sagte er doch Gabriele blieb stehen, sie konnte jetzt nicht nach Hause, wie wuerde sie Lais ihre verheulten Augen erklaeren. Sie wusste dass sie den Boden unter den Fuessen verloren hatte als Ralf ihr die Wahrheit gesagt hatte und dass sie so einfach nicht wieder zurueck in ihr Leben konnte. “Kann ich bei dir schlafen?” fragte sie, Ralf drehte sich ueberrascht um, “aber Lais glaubt…” er verstummte, sie hatte schon wieder angefangen zu weinen und er nickte nur. “Natuerlich.” Sagte er und sie machten sich in die andere Richtung auf, Ralf wollte ihnen ein Taxi rufen doch Gabriele war es lieber zu gehen.
Gabriele war noch nie zuvor in seiner Wohnung gewesen und es war daher sehr komisch in seinem Flur zu stehen. Das Deckenlicht tauchte sie in ein warmes Licht doch scheinbar war das fuer Gonzo schon zu hell denn er stand auf und verschwand in einen anderen Raum nachdem er seinem herrchen einen vorwufsvollen Blick gewidmet hatte. Gabriele stand etwas unentschlossen da und fragte sich ob es nicht doch besser gewesen waere nach Hause zu gehen, vielleicht haette Lais schon geschlafen und gar nicht bemerkt wie durcheinander sie war. Sie schaute Ralf an und bemerkte das er sie ebenfalls musterte. Sie ertappte sich dabei wie sie sich fragte wie sein Koerpter sich in den letzten Jahren wohl veraendert hatte, schliesslich war er von dem Teenager, den sie geliebt hatte, zu einem Mann herangewachsen. Ihr wurde bewusst das sie mit ihm schlafen wuerde wenn er es heute Nacht drauf anlegte, sie war wieder der sechzehnjaehrige Teenager der alles fuer ein wenig Naehe und Aufmerksamkeit tat. Sie schloss kurz die Augen, Leonies Tod hatte sie verstoert, das wollte sie sich zwar nicht eingestehen aber sie wusste das es wahr war. In der ersten Zeit hatte ihr Mutter noch gewollt dass sie sich aussprach, vorallem nach dem Selbstmordversuch aber Gabriele hatte es geschafft sie in dem Glauben zu halten das alles okay war und sich selbst ebenfalls. “Willst du das Sofa oder das Bett?” fragte Ralf, sie verstand erst nicht und fluesterte dann, “das Sofa hoert sich gut an.” Sie wusste dass sie in wirklichkeit nur seine Naehe wollte. Ralf nickte, er zoegerte einen moment, scheinbar spielte er mit dem Gedanken sie zu troesten doch dann ging er an ihr vorbei. Gabriele folgte ihm langsam, es war dabei das Sofa auszuklappen, das Bettzeug lag bereits daneben. “Brauchst du sonst noch etwas?” fragte er, Gabriele schuettelte mit dem Kopf und er verschwand. Sie machte sich gar nicht erst die Muehe sich auszuziehen sondern kickte nur ihre Schuhe von den Fuessen und legte sich hin. Es dauerte ueber eine Stunde bis sis sich in den Schlaf geweint hatte.
Die Schicht der B-crew began um neun und Gabriele hatte sich frueh genug aus Ralfs Wohnung geschlichen um noch genuegend Zeit zu haben um nach Hause zu fahren und ihre Klamotten zu wechseln. Als sie nun den Flur zum Bad entlaengsschlich hoffte sie das Lais sie nicht hoeren wuerde doch kurz vor der Badezimmertuer hatte er sie ertappt. “Hey.” Hoerte sie ihn hinter sich sagen und Gabriele drehte sich um, “hey.” Sagte sie ebenfalls, sie wusste das sie verheult aussah doch sie hatte nicht mehr den Elan der letzten Jahre um ihm etwas vorzuspielen. “Wo warst du? Ich habe auf dich gewartet.” Sagte er lies es allerdings nicht wie ein Vorwurf klingen. “Ralf brauchte mich.” Sagte Gabriele und setzte dann hinzu, “keine Angst, wir hatten nichts miteinander.” Lais brachte ein spitzbuebiges Laecheln ueber die Lippen, “deinen roten Augen zu urteilen waere das auch schon strafe genug gewesen.” Gabriele haette unter normalen Umstaenden ueber die Andeutung lachen muessen doch so sagte sie nur, “ich muss mich fertig machen zum Dienst.” Lais nickte, er zoegerte einen Moment und sties sich dann von der Wand gegen die er seitlich gelehnt hatte ab. “Wir koennen ja heute Abend reden.” Sagte er und gab ihr einen fluechtigen Kuss auf die Lippen, Gabriele nickte und schaute ihm dabei zu wie er den Flur zurueck zu ihrem Schlafzimmer ging. Schliesslich drehte sie sich um und ging ins Bad.
Biggi schaute nicht einmal auf als Gabriele die Basis betrat, sie hinkte mal wieder in ihren Berichten nach und Ebelsieder wollte die fertigen um punkt zwoelf auf seinem Tisch haben. Wenn keine Einsaetze kaemen koennte sie es noch schaffen. “Ist Gabriele schon da?” fragte Ralf als er die Basis betrat, Biggi nickte und schaute endlich auf, “zieht sie sich um?” fragte er weiter und deutete auf den Umkleideraum, Biggi nickte erneut und Ralf stuermte in den Umkleideraum der Herren. Biggi schuettelte mit dem Kopf, manchmal wurde sie wirklich nicht schlau aus ihrem Kollegen, vorallem wenn es um Gabriele ging. Sie hatte wahrscheinlich gut reden aber sie fand dass er endlich mit ihr abschliessen musste, Gabriele wuerde niemals ihre Ehe seinetwegen gefaehrden. Ralfs komisches Verhalten hatte sie nicht verwundert doch als sie Gabriele nun vor sich sah konnte sie nicht anders als sie zu fragen ob alles okay war. Gabriele nickte und murmelte etwas von einer Coke bevor sie im Hangar verschwand. Biggi starrte ihr hinterher, seitdem Gabriele hier angefangen hatte zu arbeiten war sie immer korekt und perfekt gewesen. Doch heute morgen hatte sie sich ganz klar keine Muehe gegeben sich zu schminken und selbst wenn sie dies getan haette, haette es wohl nicht ihre verweinten Augen verdecken koennen. Biggi fragte sich gerade ob Lais vielleicht mist gebaut hatte als Ralf wieder in den Aufenthaltsraum kam. “Wo ist sie?” fragte er, Biggi konnte ihm nicht folgen und er deutete auf die Frauenumkleide, “im Hangar.” Ralf schien einen moment mit dem Gedankekn zu spielen Gabriele zu suchen doch dann ging er in die Kleine Kueche und holte sich einen Kaffee. “Sie sah gar nicht gut aus.” Sagte Biggi und beobachtete Ralfs reaction, er schien nicht ueberrascht. “Heute ist Leonies 10. Todestag.” Sagte er und kam mit dem Becher zu ihr und setzte sich, Biggi schluckte, “das tut mir leid.” Ralf nickte und jetzt wo er ihr gegenueber sass bemerkte sie das ser selbst auch mitgenommen aussah. “Dich nimmt das ganze aber auch mit.” Sagte sie sanft, Ralf zuckte mit den Schultern und Biggi kam wieder auf Gabriele zu sprechen, “ich haette gar nicht gedacht dass sie das so mitnehmen wuerde, ich meine in den letzten Monaten war sie nicht gerade.” “Es ist meine Schuld.” Unterbrach Ralf sie, Biggi schaute ihn fragend an, “dass es ihr so dreckig geht meine ich.” Biggi schaute ihn gespannt weiter an doch scheinbar wollte Ralf nicht mehr dazu sagen. “Was kannst du denn schon getan haben? Zieh dir den Schuh doch nicht an nur weil sie letztilch doch noch von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.” Ralf schuettelte mit dem Kopf und legte seinen Kopf in den Nacken, “ich hab echt scheisse gebaut Biggi.” Biggi schluckte und sah wie er leidete, sie versuchte es noch einmal, “Ralf ich weiss zwar nicht was passiert ist aber Gabriele ist alt genug.” “Ich haette es ihr niemals sagen duerfen.” Unterbrach Ralf sie wieder und schaute ihr wieder ins Gesicht, “ich bin so ein Idiot.” Sagte er unglaeubig, Biggi wusste nicht was sie sagen sollte und Ralf fuhr fort, “anstatt mich zu freuen dass sie es aus diesem Loch geschafft hat und ein normales Leben fuehrt habe ich sie zum Fall gebracht.”
Gabriele war froh als sie endlich der Basis entfliehen konnte, sie war Ralf zwar den ganzen Tag aus dem Weg gegangen doch das half auch nicht. Den ganzen Tag lang hatte sie sich gefuehlt als wenn sich alles in Zeitlupe abspielte und jetzt wo sie endlich da war wo sie den ganzen Tag hingewollt hatte wusste sie nicht mehr was das ganze ueberhaupt brachte. “Was machst du denn hier?” ihre Mutter hatte sie ueberrascht als sie aus dem Garten kam, Gabriele hatte den Haustuerschluessel schon in der Hand und drehte sich jetzt um. “Was ist denn mit dir passiert?” fragte ihre Mutter, Gabriele ueberging ihre Frage. “Ich muss mit dir reden.” Sagte sie stattdessen, “worum geht es denn Pueppi?” “Um Leonie.” Sagte Gabriele und bemerkte wie ihre Mutter in der Bewegung innehielt. “Wie kommst du denn jetzt darauf?” fragte Angela und machte weiter als wenn nichts gewesen sei. “Heute ist ihr 10. Todestag.” Sagte Gabriele, ihre Mutter nickte nur und Gabriele konnte beinahe lesen was in ihr vorging so deutlich sagte ihre Koepersprache dass sich nichts daran geaendert hatte dass sie das Thema nicht hoeren wollte. Angela schaute ihr schliesslich in die Augen und sagte, “das ist kein grund dich so gehen zu lassen.” Gabriele haette mit ihr darueber diskutieren koennen unterliess es aber und fragte stattdessen, “hast du den Unfall damals mit Absicht verursacht?” Angela schnaubte, “darum geht es also, ich haette mir ja denken koennen das es nur eine Frage der Zeit sein wuerde bis Ralf Staller dich weicht kocht, ich wusste gleich das es keine gute Idee war dass ihr euch wieder seht.” Gabriele schuettelte mit den Kopf, sie spuerte dass ihr schon wieder Traenen in die Augen schossen, “hier geht es um Leonie.” Sagte sie, ihre Mutter musste bemerkten wie aufgeloest sie war doch sie tat so als wenn sie die Traenen ihrer Tochter nicht gesehen hatte. “Gabriele muessen wir das ganze tatsaechlich noch einmal aufrollen?” Gabriele schluckte die Traenen runter und versuchte sich zusammenzureissen, “ich moechte nur eine ehrliche Antwort, war der Unfall wirklich ein Unfall?” Die beiden schauten sich in die Augen und schliesslich fragte ihre Mutter, “bezweifelst du ernsthaft dass es keiner war?” Gabriele wusste nicht mehr was sie glauben sollte und ihre Mutter fuhr sauer fort, “dich leblos im Schnee liegen zu sehen, in deiner eigenen Blutlache war der schrecklichste Moment in meinem Leben, ich dachte ich haette dich auch noch verloren, wie kannst du glauben dass ich das extra gemacht habe?” Gabriele brach den Blickkontakt ab indem sie runter auf ihre Schuhe schaute. “Und uebrigens kannst du dass auch Ralf Staller ausrichten, wenn er tatsaechlich so ein toller Vater gewesen waere wie er immer behauptet wird er verstehen dass man sein eigenes Kind nicht in solche Gefahr begibt.” Ihre Mutter ging boese an ihr vorbei und zurueck ins Haus waehrend Gabriele hemmungslos zu weinen begann.
Gabriele verliess das Grundstueck und sass in ihrem Auto bis sie sich beruhigt hatte, eigentlich wollte sie nur noch weg und nicht noch eine Konfrontation herausfordern doch auf der anderen Seite wollte sie den Standpunkt ihrer Mutter kennen und sie noch einmal nach damals fragen. Schliesslich fasste sie den Entschluss wieder rein zu gehen, ihre Mutter schien sie erwartet zu haben denn sie stand im Wohnzimmer, die Arme in die Seite gestemmt. Gabriele erkannte sofort dass sie sauer war und das selbst eine Kleinigkeit das Fass zum ueberlaufen bringen konnte. Sie ging an ihrer Mutter vorbei und setzte sich an den Tisch, stuetzte den Kopf in ihre Haende und sagte, “ich hab dir verziehen, dass weisst du oder?” Ihre Mutter schnaubte sauer, “wofuer?” fragte sie, “dass du damals gegen Leonie warst.” Angela kam ein paar Schritte auf sie zu, “jetzt hoerst du mir mal zu Fraeulein, ich bin es satt der Suendenbock fuer alles zu sein.” Gabriele schaute auf und schluckte als sie sah wie wuetend Angela war. “Ich habe damals getan was ich konnte, hast du dich jemals in meine Situation versetzt anstatt dich immer als Opfer zu sehen?” Sie gab Gabriele gar nicht die Chance zu antworten, “die Entscheidung mit dir nach Traunstein zu kommen damit wir beide neu anfangen koennen war bestimmt nicht leicht und dann haengst du dich auf einmal an diesen Bengel und wirst auch noch schwanger.” Gabriele schluckte, “das einzige was dir das recht gibt auf mich sauer zu sein ist dass ich damals so sehr mit meiner Trauer beschaeftigt war dass ich geduldet habe dass der Junge dir ueber alles hinweghilft.” Gabriele oeffnete den Mund um etwas zu sagen doch ihre Mutter fuhr schon fort, “kaum war das Kind gestorben war ich auf einmal die Boese, dabei waerst du nie schwanger geworden wenn ich Ralf nicht mit in den Urlaub genommen haette und das nachdem er sich mehrere Fehltritte erlaubt hatte und du dir uebrigens auch.” Gabriele schaute runter auf ihre Haende, “Mutter bitte.” Murmelte sie, sie war schon weit genug in ihre Vergangenheit abgerutscht und wollte nicht noch tiefer fallen. “Und dann muss ich mir von Ralf Staller gefallen lassen das er mich aus dem Krankenzimmer meiner eigenen Tochter wirft und beinahe handgreiflich wird.” Gabriele schaute auf und fand ihre Sprache wieder, “Ralf war in Schock.” “Der haellt aber scheinbar noch immer an.” Angela schien sich etwas zu beruhigen und setzte sich jetzt ebenfalls an den Tisch, Gabriele beobachtete sie und konnte nicht glauben dass sie dieses Gespraech erst zehn Jahre nach dem Unfall fuehrten. “Ihr beide seit mindestens genausso fuer den Tod von Leonie verantwortlich wie ich, waert ihr nicht abgehauen waeren wir nie auf der eisigen Strasse unterwegs gewesen.” Gabriele stuetzte ihren Kopf wieder in ihre Haende, “waeren wir nicht abgehauen haettest du mich zu einer Abtreibung gezwungen.” “Du warst 14.” War alles was Angela dazu sagte und Gabriele schloss ihre Augen und versuchte ihre Gedanken neu zu ordnen. Es herrschte ein paar Minuten stille und dann sagte Angela, “Pueppi du kannst die Vergangenheit nicht mehr aendern.” Gabriele nickte, “ich frag mich nur wie es gewesen waere wenn sie ueberlebt haette.” Ihr rollten ein paar Traenen ueber die Wangen und Angela nahm ihre Hand, “hat sie aber nicht Pueppi.” Gabriele nickte und wischte sich die Traenen aus dem Gesicht, ihr Blick fiel durch Zufall zur Uhr und sie bemerkte dass es schon beinahe achtzehn Uhr war. Sie war dabei sich eine Ausrede einfallen zu lassen wieso sie los musste doch ihre Mutter schien zu ahnen was sie wollte, “ich finde du solltest jetzt an deiner Zukunft arbeiten und nicht an der Vergangenheit.” Gabriele musste grinsen, aus Angst das Thema Leonie aufzuwirbeln hatte Angela ihr nie direkt gesagt dass sie sich ein Enkelkind wuenschte doch sie gab ihr doch immer wieder zu verstehen dass es so war. “Tut mir leid dass ich den Unfall wiederfragt habe.” Sagte Gabriele als sie ihrer Mutter gegenueber stand, diese tat es mit einer Handbewegung ab und nahm sie in den Arm.
Ueberraschenderweise war Lais schon zu Hause als Gabriele die Tuer aufschloss, er sass im Wohnzimmer und ass eine Tiefkuehlpizza. Ueberrascht schaute er auf und kaute zuende bevor er sagte, “ich haette gar nicht mit dir gerechnet.” Gabriele lies ihre Tasche fallen und zog ihre Jacke auf dem Weg zu ihm aus. “Wir wollten doch reden.” Sagte sie und lies sich neben ihn aufs Sofa fallen, sie stahl ihm ein Stueck seiner Pizza und Lais schaltete den Fernseher aus. “Ich hab einen grossen Kunden heute verloren.” Sagte er, Gabriele schaute ihn ueberrascht an, “wieso denn das?” Er zuckte nur mit den Schultern, “die Konkurenz war besser.” Gabriele nahm sich ein weiteres Stueck seiner Pizza, “das tut mir leid.” Lais zuckte mit den Schultern, “und ich wollte mir endlich einen Aston Martin am ende des Monats kaufen.” Gabriele lies sich schmunzelnt gegen ihn fallen. Da die beiden sehr viel Geld in die Renovierung dieses Hauses gesteck hatten war es noch nicht ganz abgezahlt und seitdem sie es besassen war es ein Gag zwischen ihnen gewesen dass sie sich gegenseitig aufzogen was sie alles haetten tun koennen mit ihrem Gehalt wenn sie es nicht getan haetten. “Du kannst meinen Wagen am Wochenende fuer eine Stunde oder so haben.” Sagte sie, “oje, muss er schon wieder gewaschen werden?” Gabriele grinste, “hmm.” Machte sie und schaute ihn an, Lais grinste und gab ihr einen innigen Kuss waehrend er seinen Teller wegstellte. Gabriele lies sich nach hinten fallen und zog ihn mit ueber sich. “Ich habe diese Naehe letzte Nacht vermisst.” Sagte sie und dachte darueber nach dass sie nicht ganz die Wahrheit sagte, “warum bist du dann nicht gekommen?” fragte er, Gabriele dachte darueber nach waehrend er sich weiter auszog. Schliesslich befreite sie sich von ihm, “was hast du?” fragte er, sie hatte sich aufgesetzt, sie trugen beide nur noch ihre Unterwaesche. “Ich muss mit dir reden.” Sagte sie, Lais strich ihre Haare zurueck, “wegen Ralf?” Gabriele nickte und Lais legte ihr einen Zeigefinger auf die Lippen, “ich will es nicht hoeren.” Sagte er und Gabriele schaute ihn fragend an, er strich ihre Haare zurueck so dass er das Tattoo auf ihrer Schulter sehen konnte. “Ich habe letzte Nacht darueber nachgedacht, nachdem du mit Ralf gegangen bist obwohl er handgreiflich geworden ist.” “Ralf ist nicht…” er stoppte sie mit seinem Finger und Gabriele schaute ihm weiter in die Augen, “du hast dich veraendert seitdem er wieder in deinem Leben ist.” Gabriele verstand nicht was er meinte doch Lais wollte scheinbar nicht weiter darueber nachdenken. “Ich will den Grund nicht wissen Gabriele, ich moechte nicht verstehen warum du dieses Tattoo hast und wieso du dich veraendert hast als du ihn wieder gesehen hast, ich moechte einfach nur meine Frau behalten.” Gabriele schaute ihn nachdenklich an und er setzte hinzu, “deine dunklen Geheimnisse sind sexy.” Gabriele wusste das es ein Scherz sein sollte aber sie konnte nicht darueber lachen und Lais fuhr fort, “Gabriele ich wusste bevor ich dich geheiratet habe dass du mir nicht die Wahrheit ueber deine Narben am Bauch erzaehlt hast und ich habe immer gewusst dass das Tattoo mit Ralfs Namen nicht nur ein bloeder Liebesbeweiss aus einer frueheren Beziehung war und ich zweifle auch noch immer daran dass du dir wegen einer verpatzten Pruefung die Pulsadern aufgeschnitten hast.” Gabriele musste grinsen als sie sich die Luegen ausgedacht hatte klangen sie viel plausibler. Lais hatte ihre Hand in seine genommen und streichelte ihr sanft ueber die verblasste Narbe, Gabriele befreite ihre Hand aus seiner und legte sie in seinen Nacken, “ich liebe dich.” Fluesterte sie, Lais grinste und kuesste sie, “weisst du ich habe auch meine dunklen Geheimnisse.” Begann er, Gabriele grinste und beschloss sich das Spiel mitzuspielen, “wirklich?” fragte sie und drueckte ihn zurueck auf die Couch.
Auch nachdem sie es endlich ins Schlafzimmer geschafft hatten lag Gabriele noch lange wach und dachte darueber nach was heute passiert war. Ihr war klar dass sie ohne die Ehrlichkeit ihrer Mutter und Lais’ Verstaendnis schnell wieder da gewesen waere wo sie vor knapp zehn Jahren gewesen war als sie das Messer angesetzt hatte. Sie versuchte den Gedanken abzuschuetteln, wieso hatte Ralf es ihr nach so langer Zeit erst jetzt gesagt? Wenn nicht die Jahre zuvor so hatte er doch die letzten Monate zeit gehabt ihr die Wahrheit zu sagen. Und dann hatte er noch nicht mal seine Chance ergriffen sie zu verfuehren, Gabriele schuettelte mit dem Kopf um den Gedanken abzuschuetteln, sie wollte nicht weiter nachdenken sondern endlich schlafen.
Gabriele sass im Aufenthaltsraum mit Biggi, die scheinbar mehr wusste als sie sollte. Manchmal vergass Gabriele dass Ralf hier schon viel laenger arbeitete und viel vertrauter mit den Kollegen umging. Sie fragte sich wie viel Biggi von ihr selber wusste. “Ralf ging es gestern ganz schoen dreckig.” Begann die Pilotin schliesslich. Gabriele nickte nur doch Biggi ueberging dass Gabriele nicht darueber sprechen wollte indem sie sagte, “er muss endlich ueber den Tod eurer Tochter hinwegkommen.” Gabrieles Kopf schnellte hoch und die beiden schauten sich einen Moment in die Augen, “dass geht dich nichts an.” Sagte Gabriele scharf. Biggi nickte langsam, “aber du bist die einzige die ihm da raus helfen kann.” Gabriele schuettelte mit dem Kopf, “er muss sich selber helfen, ich habe ein neues Leben und werde es nicht seinetwegen wegwerfen.” Biggis Ton war noch immer scharf als sie sagte, “du musst nicht mit ihm schlafen um ihm zu helfen, alles was er braucht ist jemanden fuer denn die Geschichten aus der Zeit damals nicht nur leere Worte sind.” Gabriele schaute auf ihre Haende und hoerte dann Ralfs Wagen auf den Parkplatz vorfahren, sie hatte genuegend Zeit um noch etwas zu Biggi zu sagen doch sie konzentrierte sich stattdessen auf Ralf der jetzt die Basis betrat. Er sah schrecklich aus, noch schlimmer als vorgestern Nacht und Gabriele tippte darauf dass er seinen Kummer bis spaet in die Nacht ertraenkt hatte. Ralf hob nur kurz seine Hand um sie und BIggi zu gruessen und ging dann gleich in die Umkleide, Gabriele zoegerte einen Moment, “gibst du mir einen Moment?” fragte sie und stand auf, nicht dass sie wirklich befuerchtete dass Biggi ihr in den Umkleideraum der Maenner folgen wuerde. Ralf stand vor dem Spinnt und zog seine Jacke aus, seine Sinne waren noch so sehr vom Alkohol benebelt dass er sie erst bemerkte als sie hinter ihm stand und ihm die Jacke abnahm. Er schaute wieder in seinen Spinnt und Gabriele stand einen Moment mit der Jacke in der Hand da, sie konnte den Alkohol noch an ihm riechen. Sie legte die Jacke auf die Bank hinter ihr und zog sein T-Shirt hoch und ihm ueber den Kopf, Ralf drehte sich ueberrascht zu ihr um und sie erkannte den Schmerz in seinen Augen. “Es tut mir leid” fluesterte er, “ich wollte dich nicht so fertig machen.” Gabriele laechelte ein wenig als sie begriff dass er sich nicht wegen Leonie betrunken hatte sondern ihretwegen. “Es tut mir auch leid, anstatt zu bemerken dass du nur endlich darueber reden wolltest habe ich nur an mich gedacht und was das ganze fuer mich bedeutet. Ich war egoistisch.” Ralf schuettelte mit dem Kopf und zog seine Hose aus, er stand nur in Boxershorts vor ihr und es erschien beiden wie das normalste der Welt. Er griff in seinen Spinnt und wollte seinen Anzug rausholen, “moment, du musst erst mal nuechtern werden.” Sagte sie, stieg ueber die Bank und nahm ein Handtuch von dem gegenueberliegenden Spinnt. Sie warf es ihm zu und sagte, “kalt Duschen…ich kontroliere.” Ralf lachte als er an ihr vorbei ging, Gabriele spielte einen Moment mit dem Gedanken mit ihm zu gehen aber sie beschloss besser hier zu warten. “Weisst du noch als deine Mutter damals rausgefunden hat dass wir bei Annikas Geburtstag beim Flaschendrehen gemeinsam duschen mussten?” rief Ralf aus der Dusche, Gabriele musste laecheln, “meine Mutter haette beinahe Gerichtlich veranlasst dass du mich nicht mehr sehen darfst.” Ralf lachte ebenfalls, “dabei sind wir erst danach zusammengekommen, kein Wunder dass sie mich nie mochte.” Gabriele konnte sehen dass Dampf aus der Dusche kam, “ich hab gesagt kalt Duschen.” Mahnte sie ihn, “tue ich.” Erwiederte er, “willst du checken kommen?” Gabriele musste grinsen und sagte, “wusstest du dass ich erst zwei Jahre nach dir wieder mit einem Jungen geschlafen habe?” Er antwortete nicht und sie fuhr fort, “dafuer habe ich dann aber nichts ausgelassen, ich glaube ich war auf der Suche nach dem Verstaendnis und der Gerborgenheit die zwischen uns geherrscht hat.” Sie legte ihren Kopf in den Nacken und fragte, “wie lange hat es bei dir gedauert?” Ralf zoegerte, “ich habe aus Frust kurz nachdem du verschwunden bist mit einer Freundin meiner Schwester geschlafen.” Gabriele musste bei dem Gedanken grinsen, “Maenner! Wieso machen wir es euch so einfach?” fragte sie, sie hoerte dass Ralf das Wasser abstellte und sagte, “vielleicht liegt es auch einfach nur daran dass ich ein gutaussehender Kerl bin.” Er kam aus der Dusche, das Handtuch um die Huefte. Gabriele musterte ihn, “na ja es geht.” Sagte sie doch in Gedanken musste sie zugeben dass er sich wirklich gut entwickelt hatte, sie fragte sich wie viel Zeit er in Fitnessstudios verbracht hatte. Ralf drehte sich gespielt empoert um, “das hast du aber mal ganz anders gesehen.” Sagte er und brachte sie damit zum lachen, er drehte sich wieder zum Spinnt. “Ich hab dich auch vermisst.” Sagte er schliesslich, “du hast mir den Schreck meines Lebens eingejagt als du dir die Pulsadern aufgeschnitten hast.” Gabriele oeffnete ihren Mund und schloss ihn dann wieder, damals hatte sie nicht an ihn gedacht sondern nur an ihren eigenne Schmerz. Ralf war dabei sich anzuziehen und drehte sich jetzt in Boxershorts und T-Shirt zu ihr um, “sowas wuerdest du doch nicht noch mal machen, oder?” fragte er, Gabriele war so ueberrascht ueber die Frage dass sie erst darueber nachdenken musste, “ich glaube du bist der erste der mich das jemals gefragt hat.” “Und?” hackte er nach, Gabriele zuckte mit den Schultern, “ich weiss es nicht.” Ralf kam zu ihr rueber und setzte sich neben sie, er roch nach seinem Duschgel. “es gibt keinen Grund soetwas zu tun.” Sagte er, die beiden schauten sich in die Augen, “du kannst immer zu mir kommen, egal worum es geht, bitte versprich mir dass du zu mir kommst wenn du noch einmal mit dem Gedanken spielst Selbstmord zu begehen.” Gabriele laechelte, ueber die Jahre hatte sie gelernt dass leute die nie in einer solchen Situation gewesen waren nicht verstanden wie man soetwas tun konnte. “Das kann ich nicht.”sagte sie schliesslich, “ich kann mit meinen Problemen zu dir kommen aber damals habe ich erst mit dem Gedanken gespielt nachdem ich mich damit abgefunden habe zu sterben und da war es schon zu spaet fuer Hilfe…” sie schaute runter auf die Narben ihrer Arme, “auch wenn ich gewusst haette dass ich am naechsten Tag zurueck zu dir gekonnt haette, ich haette es gemacht.” Sie schaute ihm in die Augen und sah dass er sie nicht verstand, “ich hatte meinen Entschluss getroffen.” Er nickte langsam, “bitte lass es nie wieder so weit kommen.” Gabriele nickte, aber eigentlich nur um ihn zu beruhigen. Ihr Blick fiel auf seine nackten Beine, “also an deinen Storchenbeinen hat sich nichts geaendert.” Sagte sie, Ralf stand grinsend auf, “genauso wenig wie sich deine…” Die Alarmsierene ging los und Ralf stoppte seinen Satz, “ich hol die Ausruestung. “ sagte Gabriele und verschwand aus dem Umkleideraum, Ralf zog sich hastig seinen Anzug ueber und rannte ebenfalls zum Heli.
ENDE