"Gabriele hoerst du ueberhaupt zu?" mit diesen Worten riss Ralf sie aus ihren Gedanken, sie blickte in die Runde und bemerkte dass Biggi und Ralf sich angrinsten, "du hast keine Ahnung was wir gerade gesagt haben, oder?" fragte ihre beste Freundin grinsend und stand auf um ihnen Kaffee nachzuschenken. "Wo bist du denn in letzter Zeit mit deinen Gedanken?" fragte nun auch Ralf und Gabriele zuckte mit den Schultern und fragte um was es denn gegangen war. Ralf wiederholte es doch waehrend sie ihn beobachtete drifteten ihre Gedanken schon wieder ab. Eine Woche war seit dem Besuch bei ihrem Fraunarzt her, der ihr ihre Befuerchtung bestaetigt hatte. Sie war tatsaechlich schwanger, zwar erst in der siebten Woche aber Schwanger war Schwanger. "was haelst du davon?" hoerte sie Ralf sagen, sie verlfuchte sich innerlich dass sie schon wieder nicht zugehoert hatte und antwortete nur, "wieso nicht." Ralfs gestik nach zu urteilen war das eine akzeptable Antwort gewesen und sie wandte sich wieder ihren Berichten zu um endlich ihre Ruhe zu haben. Ralf und sie waren erst seit drei Monaten zusammen, wie wuerde er auf die Nachricht der Schwangerschaft reagieren? Aber bevor sie es ihm sagen wuerde musste sie selbst erst einmal ueber den Schock hinweg kommen, nie haette sie gedacht einmal ungewollt Schwanger zu werden und erst recht nicht so frueh in einer Beziehung. Es war nicht so dass sie sich nicht sicher war was Ralf und sie betraf aber er war nicht unbedingt der Mann von dem sie als Kind immer getraeumt hatte.
Und wenn sie weiter darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie sich bisher auch nie ein Kind gewünscht hatte oder sich irgendwie besonders für Kinder interessiert hatte. Klar, sie fand Kinder schon niedlich und so, aber ein eigenes? An den Gedanken musste sie sich erstmal gewöhnen. Es war einfach überhaupt nicht der richtige Zeitpunkt, fand sie. Sie hatte bis jetzt alles erreicht, was sie sich gewünscht hatte, hatte den Job, von dem sie immer geträumt hatte und das sollte sie jetzt alles aufgeben für ein Baby? Seitdem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war, konnte sie eigentlich an nichts anderes mehr denken. Es war alles so kompliziert. Und da war noch etwas, was ihr Magenschmerzen bereitete. Wie sollte sie das alles ihrer Mutter beibringen? Ihr war klar, dass Ralf nicht gerade zu der Sorte von Männern gehörte, mit denen ihre Mutter Gabriele immer versuchte zu verkuppeln. Ihre Mutter wollte einen wohlhabenden Mann an Gabrieles Seite, der für ein gutes Einkommen und ein wohlhabenden Lebensstil sorgte und Gabriele davon abbrachte, so einen gefährlichen Job, wie sie es immer nannte, auszuüben. Ihre Mutter wusste bisher noch nichts von ihrer Beziehung mit Ralf. Wie würde sie reagieren, wenn sie erfahren würde, dass sie ein Kind von Ralf, einem Sanitäter, erwartet?
Sie versuchte den Gedanken zu verdraengen bevor es sie noch verrueckt machte und dachte daran dass nicht einmal ihre Kollegen etwas von der Beziehung der Beiden wusste. Sie beobachtete Biggi dabei wie sie ihre Berichte ausfuehlte und fragte sich ob ihre beste Freundin boese sein wuerde wenn sie erfuhr dass sie ihr die ganze Sache mit Ralf verschwiegen hatte. Sie wollte einfach kein Gerede auf der Basis, aber das verstand Ralf nicht und Biggi wuerde es bestimmt auch nicht verstehen. Sie seufzte und wandte sich wieder ihrem Bericht zu. "Ich hole mir eine Cola, wollt ihr auch etwas?" fragte Biggi und stand auf, Ralf schuettelte mit dem kopf und Gabriele verneinte es ebenfalls. Kaum hatte Biggi den Raum verlassen fragte Ralf, "sehen wir uns heute?" Gabriele versuchte zu laecheln, "mal schauen." Ralf nickte und setzte hinzu, "wir koennten zusammen Essen gehen wenn du lust hast?" "Ich ruf dich an, ja?" fragte Gabriele, Ralf nickte und die beiden schwiegen bis Biggi wieder rein kam und sich mit der Cola zu ihnen setzte. Erneut schweiften ihre Gedanken zu dem Baby, wie hatte das passieren koennen? Sie hatte selbst keine Antwort darauf, der einzig plausible Grund war dass die Pille versagt hatte. Sie fragte sich ob sie dafuer jemanden verklagen konnte aber tat den Gedanken dann grinsend ab, was sollte ihr Kind von ihr denken wenn es das eines Tages erfuhr. "Seit wann macht es dir spass berichte auszufuehlen?" fragte Biggi die ihr laecheln bemerkt hatte, "ich habe nur gerade an etwas anderes gedacht." sagte Gabriele und Biggi fragte frech, "kennen wir ihn?" Gabriele mochte den Humor ihrer Freundin, "hatte nichts mit Maennern zu tun." sagte sie und Biggi gab ruhe und beugte sich wieder ueber ihre Berichte. Gabriele seufzte, der Arzt hatte gemeint dass die Schwangerschaftsuebelkeit jetzt jederzeit einsetzen konnte und sie fragte sich was sie dann tun sollte und wie lange sie ihr Geheimnis dann noch fuer sich behalten konnte.
Vielleicht könnte sie die ersten Tage ja noch eine Magenverstimmung oder ähnliches vortäuschen, aber dann würde es schon auffallen. Sie fragte sich, ob es besser sei, die anderen irgendwann selbst drauf kommen lassen zu sollen oder ob sie es den anderen schon vorher sagen sollte. Eigentlich war sie aber der Meinung, dass Ralf es als zukünftiger Vater als erster erfahren sollte. Sie fragte sich, wie er wohl reagieren würde. Würde er sich freuen? Oder würde er vielleicht genau wie sie selbst denken, dass das Baby nun zeitlich so gar nicht in ihre Pläne passte? Das Thema machte sie ganz verrückt und sie beschloss, sich mit einer Tasse Kaffee abzulenken. Sie verschwand in der Küche um Kaffee aufzusetzen. „Weißt du was sie hat?“ fragte Biggi leise Ralf, als sie nun allein mit ihm am Tisch saß. Ralf zuckte nur mit den Schultern. Gabriele kam zurück und setzte sich wieder an ihren Bericht. Aber sie konnte sich weiterhin kaum darauf konzentrieren und war irgendwie richtig erleichtert, als der Alarm plötzlich los ging. Biggi bestätigte den Einsatzbefehl und die drei sprinteten zum Hubschrauber.
Ein Bergsteiger war abgestuerzt und musste mit der Winde gerettet werden. Wir immer uebernahm Ralf diese Aufgabe waehrend Gabriele auf den Kufen stand und versuchte ihn einzupendeln. Da die Bergung komplizierter als erwartet war kamen sie erst nach Schichtwechsel auf der Basis an und die Jungs warteten bereits auf sie. Gabriele verschwand gleich in die Umkleide und unter die Dusche. Als sie rauskam wartete Biggi bereits um ebenfalls duschen zu gehen, "schoenen Abend noch." wuenschte sie ihrer Freundin waehrend sie nach ihren Klamotten griff. Sie foehnte ihre Haare nur halbherzig und betrat wenig spaeter den Flur, sie konnte die Jungs nirgends entdecken und nahm an dass sie im Hanger beim Flipper waren. Sie bemerkte dass Ralfs wagen schon weg war als sie zu ihrem eigenen Auto ging. Als sie die Tuer aufschloss musste sie wieder an das Baby denken und daran dass sie sich wohl einen anderen Wagen anschaffen musste wenn es erst einmal da war, schliesslich war dies kein Familienauto. Wehmuetig drehte sie den Zuendschluessel und legte den Rueckwaertsgang ein.
Ihre Gedanken kreisten noch immer nur um die Schwangerschaft und wie alles werden sollte, als sie nun nach Hause fuhr. Sie überlegte, ob sie nicht noch irgendwo hin fahren sollte, denn im Moment war sie gerade so in Gedanken, dass sie ihrer Mutter nur schwer vorspielen konnte, dass nichts los war und alles wie immer ist. Und sie hatte wenig Lust, ihrer Mutter jetzt zu sagen, dass sie schwanger war. Sie kam zu dem Entschluss, noch mal in die Stadt zu fahren, sie wollte einen kurzen Bummel durch die Einkaufsstraße machen, um auf andere Gedanken zu kommen. Und es klappte auch. Nachdem sie jetzt sogar noch zwei schöne Sachen gefunden hatte, hatte sich ihre Laune deutlich gebessert. Sie aß noch ein Eis bei ihrem Lieblingsitaliener und machte sich dann auf den Heimweg. Als sie auf die Auffahrt bog, sah sie gleich, dass das Auto ihrer Mutter nicht da war. Sie ging rein und entdeckte einen Zettel auf dem Wohnzimmertisch. Ihre Mutter hatte ihr eine Nachricht da gelassen, dass es wohl spät werden würde, bis sie wieder da wäre. Gabriele freute sich. Besser konnte es gar nicht laufen. Sie ging nach oben und wollte ein wenig lesen, als ihr Handy klingelte.
Der Display verriet ihr dass es Ralf war und sie ging ran, "hey, was gibts?" fragte sie und Ralf erwiederte, "nichts, ich wollte nur hoeren ob es bei dem Abendessen bleibt oder nicht?" Gabriele hatte ganz vergessen dass sie ihm versprochen hatte ihn anzurufen. "Achso, ja klar koennen wir machen, sorry ich war noch einkaufen und habe die Zeit vergessen." Ralf schmunzelte, Gabriele konnte sich schon denken dass er dachte, "typisch Frau." Doch stattdessen sagte er, "wie waere es mit dem Ambiente um Acht und vielleicht koennen wir den Abend danach noch bei mir ausklingen lassen." "hoert sich gut an." erwiederte Gabriele und schaute zur Uhr, es war noch nicht mal fuenf und obwohl sie erst das Eis gehabt hatte wurde sie schon wieder hungrig. "Allerdings waere mir sieben lieber." "Okay meinetwegen, wollte noch ins Fitnessstudio aber das muesste ich schaffen." "Okay bis dann." sagte Gabriele und legte auf, sie starrte das Handy an, sie wusste dass sie es ihm bald sagen musste, desto eher, desto besser aber sie wollte auf den richtigen Moment warten.