„Ja, kann ich. Aber wieso klappt es denn heute nicht?“ fragte Jenny überrascht. Sie hatte sich innerlich schon sehr auf einen gemeinsamen Abend mit Ralf gefreut. Ralf antwortete: “Weil ich heute Abend hier bei Gabriele bin. Sie schöpft sonst bald Verdacht, dass ich mich doch mit dir treffe, wenn ich heute schon wieder so früh los muss.“ „Wieso? Weiß sie von mir?“ fragte Jenny. „Ich habe ihr von dem Einsatz erzählt.“ entgegnete Ralf. „Achso. Ok. Na, dann bis morgen. Ich freu mich schon.“ meinte Jenny und legte auf. Ralf steckte das Handy zurück in seine Jackentasche und lief zum Auto. Er überlegte immer wieder, ob es richtig war, was er da machte. Tat er Gabi damit nicht irgendwie Unrecht? Was wäre, wenn sie es irgendwie durch einen dummen Zufall doch rausfinden würde, dass er sich heimlich mit Jenny traf? Aber andererseits dachte er daran, dass er ja eigentlich nichts schlimmes machte. Er traf sich ja nur mit Jenny und sie unterhielten sich. Er dachte sich außerdem: Wie sollte Gabi das auch erfahren? Er parkte sein Auto auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums und ging in die Spieleabteilung. Er kaufte das Monopoyspiel und außerdem noch eine Spielesammlung und machte sich damit wieder auf den Weg zu Gabriele. Nach dem Abendessen packte Ralf das Monopoly dann aus und sie spielten eine Runde. Dabei vergaßen sie total die Zeit. Als es schon ziemlich spät war, ging auf einmal die Tür auf und eine Schwester kam ins Zimmer um nachzusehen, ob mit Gabi alles in Ordnung war. Sie war erstaunt darüber, dass Ralf immer noch bei ihr war und meinte:“ Herr Staller. Sie sollten aber auch langsam nach Hause fahren. Frau Kollmann braucht auch mal etwas Ruhe und sollte jetzt auch schlafen. Ralf und Gabi sahen sich an und mussten beide grinsen. Dann stellte Ralf das Monopoly Spiel auf den Tisch und verabschiedete sich mit einem Kuss von Gabi.
Als Ralf am naechsten Tag nach der Schicht Gabriele besuchte war ihre Mutter gerade bei ihr und die beiden spielten Backgammon. Ralf begruesste Gabriele und fluesterte ihr zu dass er spaeter noch einmal vorbeischauen wuerde. Gabriele nickte, sie freute sich schon darauf, vielleicht konnten sie und Ralf nachher noch eine Runde Monopoly zusammen spielen, ihr hatte das gestern naemlich richtigen Spass gemacht. Endlich mal etwas ausser Fernsehen das sie zusammen machen konnten. Ralf und Jenny trafen sich in einer Eisdiele und Jenny fragte Ralf nach Gabriele und ihrem Zustand. Ralf erzaehlte ihr von dem Monopoly spiel am vorabend und dass er glaubte das es nun endlich berg auf gehen wuerde. Jenny laechelte, "eigentlich traurig, da freust du dich so sehr ueber ein einfaches Monopoly spiel, ich meine es ist nicht gerade so dass das wirklich etwas ist was man normalerweise als Paar in unserem Alter an einem freuen Abend unternehmen wuerde." Ralf zuckte mit den Schultern, "was ist schon normal wenn deine grosse Liebe mit einer neuen Lunge und schweren Brandverletzungen im Krankenhaus liegt?" Jenny zuckte mit den Schultern, "sag mal, aporpo normal, koennt ihr spaeter immer noch Kinder bekommen? Oder war das noch nie ein Thema fuer euch?"
Ralf grübelte einen Moment. Darüber hatte er noch nie nachgedacht. Dann antwortete er:“ Ich weiß nicht. Aber eigentlich war das auch noch nie ein Thema für uns. Ehrlich gesagt habe ich darüber noch nie nachgedacht mal Vater zu werden. Ich glaube aber eher nicht, dass das überhaupt gehen würde. Aber ehrlich gesagt bin ich nur froh, dass Gabi das bis jetzt alles so gut überstanden hat und ich bin schon glücklich, wenn sie aus der Klinik entlassen werden kann und wir unser Leben einigermaßen auf die Reihe bekommen.“ Jenny nickte. Es war echt alles nicht einfach für Ralf. Sie fragte sich, ob sie das alles so könnte, wenn sie an Ralfs Stelle wäre. Als Jenny später nach Hause fuhr, ging Ralf zurück zu Gabi. Ihre Mutter war bereits wieder weg, stattdessen saß Biggi jetzt bei ihr am Bett. Sie begrüßten sich und Biggi sagte: „ Wir haben gerade über dich gesprochen.“ Ralf grinste:“ Doch hoffentlich nichts Schlechtes.“ „Nein, nur dass du gestern beim Monopoly verloren hast.“ entgegnete Gabi und lächelte. Nachdem sie sich etwas unterhalten schlug Ralf vor, dass sie doch auch zu dritt Monopoly spielen könnten. Alle waren einverstanden und so spielten sie bis zum späten Abend.
Als Gabriele schliesslich alleine im Zimmer war musste sie grinsen, es war schoen etwas normales zu machen und von den anderen normal behandelt zu werden. Sie wusste dass Ralf, ihre Mutter und Biggi es nicht extra taten aber alle behandelten sie als waere sie zerbrechlich oder ein Kleinkind. Aber wahrscheinlich wuerde sie genauso reagieren wenn es nicht si waere dem das passiert war. Am naechsten Morgen hatte die B-Crew wieder die Fruehschicht und diesmal war es eine sehr stressige, es schien als wenn sich die Verunglueckten absprachen, denn kaum hatten sie einen beim Krankenhaus abgeliefert kam schon ein neuer Einsatz rein. Da es gestern doch noch spaet geworden war waren Biggi sowie Ralf noch muede und froh als sie endlich auf der Basis eine ruhige Minute hatten. "Gabriele war gestern Abend beinahe die Alte." sagte Biggi, Ralf nickte, "ja, ich glaube Spiele zu spielen und so tut ihr gut."
„Ich glaube, sie ist froh, mal etwas normales tun zu können. Und ich glaube auch sie ist froh, dass endlich mal etwas Abwechslung in ihren momentanen Tagesablauf kommt.“ fügte er noch hinzu. Biggi nickte. Und schon ging wieder der Alarm los. Diesmal mussten sie zu einem Autounfall. Als sie später wieder auf der Basis eintrafen, war es endlich Zeit für Schichtwechsel. Biggi fragte Ralf: „Wollen wir zusammen zu Gabi fahren?“ Ralf sah auf die Uhr und antwortete: „Ich komme etwas später nach. Ich muss noch was erledigen.“ „Ok. Bis nachher dann.“ Meinte Biggi und ging sich umziehen. Als Ralf fertig war, setzte er sich in sein Auto und rief Jenny an. Er verabredete sich in einer halben Stunde mit ihr im Biergarten. Jetzt fuhr er erstmal nach Hause, da er noch duschen wollte. Außerdem war es auch mal wieder Zeit für eine Rasur. Als er fertig war, machte er sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Währenddessen war Biggi im Krankenhaus angekommen und betrat das Zimmer, in dem Gabi lag. Biggi setzte sich zu ihr. Doch sie schlief gerade. Nach ein paar Minuten wachte sie auf: „Hey Biggi.“ „Hey.“ antwortete diese. „Bist du schon lange hier?“ wollte Gabi wissen. „Nein, ich bin auch erst einen Augenblick da. Wir hatten heute eine ziemlich stressige Schicht.“ Gabi nickte. „Wo ist Ralf eigentlich?“ fragte sie dann. Biggi zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Er hat auch nur gesagt, er muss noch was erledigen.“ Gabi überlegte, was er wohl jetzt so wichtiges vorhatte.
Aber im Grunde war es eigentlich egal, Ralf konnte nicht fuer immer Tag und Nacht an ihrem Bett verbringen, irgendwann musste ja das normale Leben wieder losgehen. Frueher hatten sie ja auch nicht jede freie Minute miteinander verbracht. Sie freute sich das Biggi gekommen war um ihr Gesellschaft zu leisten und die beiden redeten eine ganze Weile ueber die neusten Entwicklungen mit Michael und der neuen Notaerztin und ueber die Einsaetze die die B-Crew geflogen war. Das Essen war gerade gekommen und Jenny erzaehlte Ralf von einem Club in dem sie mit ein paar Freundinnen am Vorabend gewesen war. "Wirklich klasse, gute Musik, keine Teenager, solltest du wirklich mal ausprobieren." Ralf nickte, "koennen wir ja vielleicht mal zusammen machen."
Jenny war begeistert. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass der Vorschlag so schnell von Ralf kommen würde. „Wie wäre es mit morgen Abend? Oder musst du Sonntag morgen arbeiten?“ fragte sie. Ralf schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Sonntag habe ich frei. Von mir aus können wir morgen los.“ Ralf bekam für einen Moment ein schlechtes Gewissen. Aber dann dachte er daran, wie gut ihm mal wieder Abwechslung tun würde und Gabi musste ja nicht wissen, was er machte, wenn er nicht bei ihr war. So konnte sie sich auch nicht darüber aufregen. Sie war jetzt schon so lange in der Klinik und Ralf hatte jeden Tag Stunden an ihrem Bett verbracht. Er fand, dass es nun auch mal wieder etwas fröhlicher in seinem Leben zu gehen konnte, schließlich ging es Gabi den Umständen entsprechend gut und er musste keine Angst mehr um sie haben. Später fuhr er dann zu Gabriele ins Krankenhaus und sie machten sich einen gemütlichen Fernsehabend. Gabi beschloss, Ralf gar nicht zu fragen, warum er denn jetzt erst zu ihr kam. Sie wollte nicht, dass Ralf nachher sauer war, weil in ihr wieder die Eifersucht hochkam. Am nächsten Tag besuchte Ralf Gabi schon am Mittag und blieb bis zum späten Nachmittag. Als er los wollte, sagte er Gabi, er hätte einem Bekannten versprochen, ihm beim Umzug zu helfen. Mit einem Kuss verabschiedeten sie sich. Dann fuhr Ralf nach Hause. Er ging an seinen Kleiderschrank und suchte sich was schickes zum Anziehen. Dann duschte er und machte sich fertig, nachdem die Haare endlich mit Hilfe von Gel saßen, überlegte Ralf, welcher Duft Jenny gefallen würde. Er hatte erst Gabis Favoriten in der Hand, doch irgendwie verschlimmerte das noch sein schlechtes Gewissen. Er entschied sich doch für ein anderes und ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es langsam Zeit wurde um los zu fahren, um Jenny abzuholen.
Als er bei Jennys Adresse ankam staunte er nicht schlecht, es war ein sehr schoenes, modernes Gebaude in einer tueren Nachbarschaft. Er laechelte als sie herunterkam, sie trug einen kurzen Rock und ein schlichtes, freizuegiges Top. "Hey." sagte sie und gab ihm zur Begruessung einen Kuss auf die Wange, "sexy." sagte Ralf waehrend er sie musterte, Jenny grinste, "du siehst aber auch nicht schlecht aus." Ralf hielt ihr die Autotuer auf und wenig spaeter parkten sie vor der neuen Disco in Traunstein. Wie Jenny gesagt hatte war das Publikum ein etwas aelteres aber die Musik genauso gut wie in den anderen Discos in der Stadt. In seiner Jugend hatte Ralf gerne Party gemacht aber seit er im Schichtdienst arbteitete reizte ihn das Nachtleben eigentlich kaum noch. "Moechtest du auch einen Tequilla?" fragte Jenny, Ralf nickte und sie bestellte zwei. Nachdem sie miteinander angestossen hatten gingen sie auch schon auf die Tanzflaeche.
Sie tanzten mehrere Lieder hintereinander durch. Dann setzten sie sich an die Bar und tranken noch einen Tequila. Ralf hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß wie heute. Er fragte sich, ob er je wieder solche Abende mit Gabriele haben würde. Würde sie überhaupt wieder weg gehen wollen? Aber bevor er lange in seinen Gedanken versinken konnte, zerrte Jenny ihn schon wieder auf die Tanzfläche. Denn jetzt lief eins von ihren Lieblingsliedern. Es wurde ein super schöner Abend für beide und es wurden auch noch einige Drinks mehr. Erst als drinnen schon das Licht anging, brachen die beiden langsam auf. Auch draußen wurde es bereits wieder hell. Beide waren ziemlich angetrunken, aber Ralf war der Meinung, dass er trotzdem noch in der Lage war, Auto zu fahren. Also fuhren sie los. Bei Jenny angekommen, kam es im Auto zu einem langgezogenen Kuss. Dann fragte Jenny:“ Magst du noch mit rauf zu mir kommen?“
Ralf biss sich auf die Lippen, "nichts lieber als das." fluesterte er, Jenny kuesste ihn erneut und die beiden stiegen aus und stolperten Arm in Arm die Treppen zu ihrer Wohnung hoch. Die Wohnung war sehr schick eingerichtet, allerdings bemerkte Ralf davon wenig, er hatte nur noch Augen fuer die ihm waehrend sie ihn kuesste den Weg ins Schlafzimmer deutete. Ihr Top und sein Shirt fielen bereits im Flur und als sie sich endlich aufs Bett fielen liessen waren beide nur noch in Unterwaesche. Ralf streichelte ihren Koerper und hoerte sie sagen was mit seiner Freundin sei. Ralf versuchte einen klaren Gedanken zu fassen aber er konnte nur an Jenny denken und sah nur ihren makellosen Body vor sich, er hatte so ein Verlangen nach hier. Er kuesste sie erneut und zog ihr den Slip aus.
Sie verbrachten eine wunderschöne Nacht miteinander. Als Ralf aufwachte, hatte er wahnsinnige Kopfschmerzen. Er sah auf die leere Bettseite neben sich und dachte an gestern Abend. Er dachte an Jenny und musste grinsen. Sie hatte ihn wirklich mit ihrem makellosen Body verführt. Doch dann verschwand plötzlich das Grinsen aus seinem Gesicht. Er dachte an Gabi und daran, was er eigentlich gemacht hatte. Was hatte er nur getan? Sie lag da im Krankenhaus und durchlebte die schlimmste Zeit ihres Lebens und war so froh und dankbar darüber, dass er immer für sie da war und er? Er hatte nichts besseres zu tun, als sie zu betrügen. Ja, er hatte sie wirklich betrogen, damit waren Gabrieles schlimmsten Befürchtungen Wahrheit geworden. Er kam sich total schlecht vor. Er starrte vor sich hin und reagierte gar nicht, als Jenny jetzt ins Zimmer kam. Sie legte sich zu ihm ins Bett und flüsterte:“ Es war wunderschön heute Nacht.“ Als Ralf nicht antwortete meinte sie: „Was ist denn los mit dir? Gestern warst du aber ganz anders drauf.“ Ralf sah sie nicht an. Er starrte weiter ins Leere und sagte leise: „Ich hab sie betrogen. Sie muss so leiden in der Klinik und ich hab sie jetzt wirklich auch noch betrogen.“ Jenny legte einen Arm um sie, doch Ralf schüttelte ihn ab und stand auf. Er schlüpfte in seine Jeans und zog sein T-Shirt über. Dann lief er zur Tür. Jenny rief ihm hinterher: „ Hey, Ralf! Jetzt warte doch. Ich hab uns Frühstück gemacht. Wir können doch über alles reden.“ Doch Ralf antwortete nicht, sondern lief die Treppen runter, stieg in sein Auto und fuhr los.
Kopflos fuhr er durch die Gegend bis er sich schliesslich dazu entschied zum Krankenhaus zu fahren und Gabriele die Wahrheit zu sagen. Sie hatte es nicht verdient hintergangen zu werden und wenn er es ihr jetxt nicht sagen wuerde wuerde er nur ein Netz aus Luegen aufbauen was ihre Beziehung wahrscheinlich genauso gefaehrden oder beenden wuerde wie die Wahrheit. Gabriele freute sich ihn zu sehen. sah ihm alerdings gleich an das etwas nicht stimmte. "Hey, was ist denn los?" fragte sie besorgt, Ralf setzte sich zu ihr ans Bett und ihm wurde der ganze Ausmass der letzten Nacht bewusst. Er schaute auf seine Haende und sagte dann leise, "ich habe mist gebaut." Gabriele schluckte und schaute ihn fragend an, er seufzte leise und setzte dann hinzu, "ich habe mit einer anderen Frau geschlafen." er starrte immer noch auf seine Haende doch nachdem Gabriele auch ein paar Sekunden spaeter nichts gesagt hatte schaute er doch auf, Gabriele starrte ihn an und schluckte dann, "Jenny?" fragte sie, Ralf nickte und bewunderte dass sie sosehr die Fassung behalten konnte. "Liebst du sie?" fragte Gabriele, Ralf schuettelte mit dem Kopf und Gabriele fuhr fort, "ist wahrscheinlich auch noch etwas zu frueh um ueber Liebe zu sprechen." sagte sie, Ralf starrte weiter auf seine Haende. Die beiden schwiegen einen Moment und dann fragte Ralf wie es jetzt weitergehen sollte. Gabriele zuckte mit den Schultern, "wir sollten eine Auszeit machen." fluesterte sie, Ralf wollte ihr wiedersprechen aber er wahr nich wirklich in der Lage zu wiedersprechen, schliesslich hatte er Mist gebaut und wenn sie sich von ihm deswegen trennen wollte. "Ich meine es hat sich so viel geaendert in den letzten Monaten, es ist vielleicht besser getrennte wege zu gehen und zu sehen was wir wirklich wollen."
Ralf fragte leise: “Soll ich gehen?“ er sah dabei jedoch nicht auf. Erst ein paar Sekunden später sah er Gabi noch mal fragend an. Sie zuckte nur mit den Schultern und sah dann zum Fenster. Das ganze nahm sie doch ziemlich mit und sie wollte nicht, dass Ralf sah, dass ihr seinetwegen die Tränen in die Augen kamen. Ralf stand auf und ging zur Tür. Er sah sich noch einmal um, doch Gabi sah ihn nicht an. Ralf verließ das Krankenhaus und fragte sich, ob er mit seinem Verhalten jetzt das jetzt das endgültige Ende in ihrer Beziehung verursacht hatte. Er wusste nicht, was er jetzt machen sollte. Er liebte Gabi. Vielleicht würde sie ihn jetzt nie wieder sehen wollen. Währenddessen dachte auch Gabi darüber nach, wie jetzt alles weiter gehen sollte. Sie fühlte sich jetzt ziemlich allein gelassen. Bis jetzt konnte sie immer auf Ralf vertrauen. Er war jeden Tag, seit dem Unfall bei ihr, er war immer für sie da. Wie oft hatte er ihr gesagt, dass sie das zusammen alles schaffen konnten und schon alles wieder gut werden würde? Und jetzt? Was würde jetzt aus ihr werden, wenn sie später mal aus der Klinik nach Hause entlassen wird? Sie hatte sich schon ein Leben mit Ralf zusammen vorstellen können. Sie fragte sich, ob Ralf vielleicht dachte, dass sie ihn gar nicht richtig lieben würde, weil sie ja auf die Frage mit dem Zusammenziehen noch keine konkrete Antwort gegeben hatte. Vielleicht hatte Ralf fest damit gerechnet, dass sie gleich zustimmen würde, sozusagen als festes Zeichen dafür, dass auch sie sich eine Zukunft mit ihm vorstellen konnte. Wahrscheinlich dachte er jetzt, sie wäre sich wieder nicht sicher mit der Beziehung. Aber in Wirklichkeit hatte sie nur Angst, sie würde Ralf vielleicht zur Last fallen. Sie fragte sich aber auch, ob es nicht irgendwann sowieso dazu gekommen wäre, dass Ralf sich für andere Frauen interessierte. Sie war der festen Meinung, dass sie bestimmt nicht mehr wirklich attraktiv für einen Mann sein würde, auch für Ralf nicht, auch wenn er immer das Gegenteil behauptete. Schließlich wünschte sich jeder Mann eine Frau mit einem perfekten Body. Aber den würde sie nie wieder haben. Sie weinte und war total verzweifelt. Am nächsten Tag tauchte Ralf wirklich nicht in der Klinik auf und Gabriele war froh, als Biggi wenigstens zu Besuch kam. Sie erzählte ihr alles, was vorgefallen war, doch Biggi wusste bereits von Ralf, was er für einen Mist gebaut hatte. Biggi sagte ihr, dass auch Ralf total verzweifelt war und nicht wusste, was er jetzt machen soll und dass sein größter Wunsch wäre, wenn sie ihm noch mal eine Chance geben würde, auch wenn er nicht wirklich damit rechnete, dass sie dazu bereit wäre. Gabi weinte wieder und Biggi versuchte sie zu trösten. Als sie etwas später los fahren wollte, sagte Biggi: „Vielleicht kannst du ja noch mal drüber schlafen und darüber nachdenken, ob ihr nicht noch einen letzten Versuch zusammen starten wollt. Ralf bereut es wirklich, was vorgefallen ist und er liebt doch nur dich. Ich glaube, dass das nur passiert ist, weil Ralf ziemlich viel getrunken hat. Ich glaube, er wäre nie bewusst fremd gegangen.“ Als Gabi wenig später allein im Zimmer war, ließ sie sich Biggis Worte noch mal durch den Kopf gehen. Sollte sie Ralf wirklich noch eine Chance geben? Hatte er sie verdient? Aber andererseits stellte sie sich auch die Frage: Was wäre sie ohne Ralf? Sie liebte ihn doch so. Sie schlief kaum in dieser Nacht, fragte sich immer wieder, was jetzt wohl das richtige war. Sie beschloss, dass sie noch mal mit Ralf sprechen wollte, um ihrer Liebe vielleicht doch noch eine Chance zu geben. Gleich morgen wollte sie Biggi fragen, ob sie noch mal mit Ralf reden könnte. Doch um 04:30 Uhr morgens hielt sie es nicht mehr aus und klingelte nach einer Schwester. Als sie wenig später ins Zimmer kam, fragte Gabi, ob sie nicht im Laufe des Vormittags mal auf der Basis anrufen könnte. Sie würde so gerne noch mal mit Ralf über alles sprechen. Die Schwester antwortete: „Mach ich. Versprochen. Aber nun schlafen sie bitte erstmal etwas. Es ist gar nicht gut, wenn sie sich jetzt so aufregen. Sie wissen doch: Jede Aufregung ist im Moment noch Gift für sie. Ich sage ihnen Bescheid, wenn ich angerufen habe, in Ordnung?“ Gabi nickte und versuchte noch etwas zu schlafen.
Die Schwester kam erst gegen neun erneut ins Zimmer und erzaehlte ihr dass sie Herrn Staller nicht erreicht hatte ihm aber eine Nachricht hinterlassen hatte. Gabriele seufzte und lies sich ins Kissen fallen, vielleicht war Ralf wieder bei Jenny. Sie seufzte und wollte eigentlich niemanden sehen als die Tuer aufging, war dann jedoch ueberrascht als sie Ralf sah. "Was machst du denn hier?" fragte sie und setzte hinzu, "ich habe dir gerade erst eine Nachricht auf der Basis hinterlassen." Ralf zuckte mit den Schultern, "ich habe erst heute Mittag Schicht." Gabriele nickte waehrend er sich auf den Stuhl fallen lies. "Was wolltest du denn?" fragte Ralf, "mit dir reden." antwortete ihm Gabriele, Ralf nickte, "ich auch mit dir." Die beiden schwiegen einen Moment, dann begann Gabriele, "ich..." sie zoegerte, sie wollte ihm sagen dass sie ihn brauchte aber was wenn er dann nur zu ihr zurueckkam weil er ein schlechtes Gewissen hatte? Ralf ergriff das Wort und sagte, "es tut mir leid was passiert ist, wirklich...ich haette dir sagen sollen dass ich mich mit Jenny treffe und ich haette dich auch niemals betruegen duerfen." Gabriele zuckte mit den Schultern, irgendwie verstand sie ihn ja sogar ein wenig, sie waere sicherlich eifersuechtig geworden wenn er ihr die Wahrheit gesagt haette. Sie seufzte und sagte dann langsam, "ich brauche dich Ralf." Er schaute zu ihr hoch und sie setzte hinzu, "ich kann nicht ohne deine Hilfe das alles schaffen...du bist der einzige Grund wieso ich noch am leben bin und ich kann einfach nicht ohne dich weitermachen." Ralf schaute traurig runter, ihm war die ganze Sache so unangenehm. "Ralf ich weiss auch nicht wie es weitergehen soll aber bitte bleib zumindest mein Kumpel der mit mir abends spiele spielt und mich ablenkt." Ralf musste schmunzeln und nickte, "was wollen wir denn spielen?" fragte er, doch Gabriele wollte das er ihr eine richtige Antwort gab damit sie wusste wie er zu ihr stand. "Wie soll es denn weitergehen?" fragte sie, er zuckte mit den Schultern waehrend er den Karton der Spielesammlung abhob. "Ich weiss es nicht mehr." sagte er, Gabriele nickte, "vielleicht sollten wir es einfach langsam angehen...und wenn du weiterhin Jenny sehen moechtest," sie zuckte mit den Schultern, "kann ich das auch verstehen und bin nicht boese."
Ralf nickte nur und öffnete die Spielesammlung. Gabi sah ihn an und war trotz allem irgendwie erleichtert. Jetzt wusste sie wenigstens, dass Ralf sie nicht alleine ließ und weiterhin für sie da war. Und bis zur Entlassung war noch sehr viel Zeit. Bis dahin konnte sich noch vieles ändern. Vielleicht würde sich die Geschichte mit Jenny auch bald erledigen. Ralf hatte schließlich gesagt, dass er sie nicht liebte, auch wenn Gabriele sich nicht sicher war, ob er in dieser Hinsicht die Wahrheit sagte. Aber nun wollte sie nicht weiter darüber nachdenken. Sie fragte Ralf:“ Und? Hast du schon ein Spiel gefunden?“ Ralf nickte und meinte fragend:“ Wie wäre es mit Mensch ärgere dich nicht?“ Gabi stimmte zu und musste grinsen. Irgendwie passte der Name des Spiels sogar zu ihrer jetzigen Situation. Dann fingen sie an. Während des Spiels lockerte die Atmosphäre wieder merklich auf. Beide hatten wieder ihren Spaß. Als Ralf gegen Mittag auf die Uhr sah meinte er: „Oh. Für mich wird es höchste Zeit. Ich muss los. Gleich ist Schichtwechsel. Aber ich komme morgen wieder und dann spielen wir weiter, ok?“ Gabi nickte und Ralf stellte das Spiel zur Seite und verließ das Zimmer. Er stieg in sein Auto und fuhr los. Während der Fahrt dachte auch er darüber nach wie erleichtert er jetzt war, dass Gabi doch noch was mit ihm zu tun haben wollte und auch gar nicht mehr sauer war. Auf einmal klingelte Ralfs Handy. Er sah aufs Display und sah Jennys Nummer.